Moscheebau in Köln:Kardinal Meisner warnt vor Kulturbruch

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Der Kölner Kardinal Meisner hat Verständnis für den Bau einer Moschee in Köln geäußert, zugleich aber auch ein "ungutes Gefühl" eingeräumt. Es sei Wachsamkeit geboten.

"Ich will nicht sagen ich habe Angst, aber ich habe ein ungutes Gefühl", sagte der Kölner Erzbischof Joachim Meisner am Mittwoch im Deutschlandfunk.

Hat ein ungutes Gefühl: der Kölner Kardinal Joachim Meisner. (Foto: Foto: dpa)

"Da ist gleichsam von der Historie her doch ein Erschrecken, dass ein Kulturbruch in unserer deutschen, europäischen Kultur durch die Einwanderung der Muslime passiert ist." Darauf dürfe aber nicht mit einer "Kontra-Stellung" reagiert werden, sondern mit Zusammenarbeit in Fairness, betonte Meisner.

Ihn bewege die Frage, warum die Moschee von so vielen Bürgern abgelehnt werde. Einer Umfrage im Auftrag des Kölner Stadt-Anzeiger zufolge sind nur gut ein Drittel der Bürger uneingeschränkt für die Moschee. Grund für die Ablehnung könne möglicherweise sein, "dass es von muslimischer Seite in Deutschland, in Köln, keine oder kaum Proteste gibt, wenn etwa Christen in vorwiegend muslimischen Ländern, auch in der Türkei, verfolgt oder getötet werden", sagte Meisner.

Es sei Wachsamkeit geboten, dass die Terrains, die Muslimen zur Verfügung gestellt würden - Moscheen und auch andere Räume - "nicht Territorien werden, auf denen sich die Scharia in unseren Graden immer mehr entfaltet, was vom muslimischen Glaubensansatz ganz legitim ist", erklärte der Erzbischof.

Hinweis auf Bedrohung von Christen in muslimischen Ländern

Wenn gemeinsame Veranstaltungen mit muslimischen Gemeinden im Kölner Dom auch völlig undenkbar seien, liege ihm "gute Nachbarschaft von Muslimen und Christen in Köln doch sehr am Herzen. Zur Bedingung dafür sagte Meisner: "Da müssen wir wirklich darum bitten und darauf bestehen, dass die Muslime unserer Verfassungswirklichkeit entsprechend ihr Leben gestalten", betonte der Kardinal im Deutschlandfunk.

Zugleich verlangte er ein Ende des "Schweigens", wenn es um die Bedrohung von Christen in muslimischen Ländern gehe. Das gelte vor allem für die Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib). Bei ihrem Projekt Zentralmoschee müsse die Ditib zudem Transparenz groß schreiben.

Nach der repräsentativen Umfrage, die der Kölner Stadt-Anzeiger beim Meinungsforschungsinstitut Omniquest in Auftrag gegeben hatte, befürworten zwar knapp 70 Prozent der 500 Befragten den Bau von Moscheen zur Gottesdienst-Ausübung von Muslimen. Nur 35,6 Prozent sind aber uneingeschränkt für den Bau der Kölner Zentralmoschee mit einer großen Kuppel und fast 55 Meter hohen Minaretten. 31,4 Prozent lehnen das Projekt ganz ab, weitere 27 Prozent wären mit einem Bau in einer kleineren Form einverstanden. Seit Monaten wird heftig über die Großmoschee diskutiert.

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