Mordfall Ursula Herrmann:Verhaftung nach 27 Jahren

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1981 ist ein zehnjähriges Mädchen aus Oberbayern qualvoll in einer Holzkiste erstickt. Die Kiste war im Wald im Boden eingegraben. Nun ist ein Mann unter dringendem Tatverdacht festgenommen worden.

Der mutmaßliche Mörder der vor 27 Jahren in einer Kiste qualvoll erstickten Ursula Herrmann aus Oberbayern ist offensichtlich gefasst. Nach dpa-Informationen wurde im schleswig-holsteinischen Kappeln ein 58 Jahre alter Mann festgenommen.

Das Archivfoto zeigt die Holzkiste, die in einem Waldstück bei Eching am Ammersee (Landkreis Landsberg am Lech) eingegraben war. (Foto: Foto: dpa)

Der früher in einem Nachbarort der Familie Herrmann lebende Mann sei bereits am Mittwoch nahe der dänischen Grenze festgenommen und dem Haftrichter vorgeführt worden. Er befinde sich inzwischen in Untersuchungshaft.

Der Festgenommene habe bereits nach der Tat im September 1981 wegen Geldschulden zum Kreis der Verdächtigen gehört, schrieb die Augsburger Allgemeine. Er soll in Utting am Ammersee gelebt haben, bevor er aus Bayern wegzog. Die Festnahme am Mittwoch sei offenbar den Fortschritten in der Kriminaltechnik zu verdanken. Details wollten die Augsburger Staatsanwaltschaft und das Bayerische Landeskriminalamt am Freitag bekanntgeben.

Zwei Millionen Mark Lösegeld

Der Mordfall ist eines der spektakulärsten Verbrechen in der oberbayerischen Kriminalgeschichte. Einen Tag nach der Entführung von Ursula Hermann am 15. September 1981 forderten die Kidnapper die Eltern des Opfers auf, zwei Millionen Mark Lösegeld zu zahlen.

Zu einer Übergabe des Geldes kam es aber nicht. Das Mädchen erstickte in der vergrabenen Kiste, weil ein von den Tätern angebrachtes Lüftungsrohr mit Laub verstopft war. Die Polizei fand die Leiche des Mädchens erst am 4. Oktober 1981.

Immer wieder wurden seitdem Tatortspuren mit der jeweils neuesten Kriminaltechnik untersucht. So gelang es Rechtsmedizinern 24 Jahre nach dem Verbrechen, an einer Schraube aus der Kiste eine DNA-Spur zu sichern. Dieser genetische Fingerabdruck, der im Rahmen des sogenannten Parkhaus-Mordes in München gefunden worden war, konnte jedoch nie einem Verdächtigen zugeordnet werden. Vorher hatte sich lange Zeit viel Hoffnung der Fahnder auf einen einzigen Fingerabdruck gestützt, der aber ebenfalls nicht zum Täter führte.

Allein 15.000 Verdächtige und 11.000 Fahrzeuge waren gleich in den ersten Monaten nach dem Verbrechen überprüft worden. Insgesamt wurden fast 20.000 Fingerabdrücke untersucht und über 40.000 Recherchen angestellt. Bei immer wieder neu aufgenommenen Ermittlungen ging die Kripo weiteren 3000 Spuren nach und ließ über 100 Gutachten erstellen. Die Ermittlungsansätze füllten schließlich 300 Aktenordner.

© dpa/ddp/AP/imm/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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