Mord in Passau:Studentin offenbar aus Habgier erstochen

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Vor dem Mord betranken sich die beiden Verdächtigen aus Hannover tagelang in der Wohnung ihres Opfers. Anschließend flüchteten sie nach Spanien.

Für die Staatsanwaltschaft Passau ist der Fall weitgehend klar: Es war wohl "Mord aus Habgier", als ein 19-jähriger Mann aus Hannover Anfang Februar in Passau 27 Mal auf eine 21 Jahre alte Studentin einstach. Der junge Mann hat die Tat inzwischen in den Vernehmungen gestanden. Er habe sich am Morgen in der Wohnung des Opfers ein Küchenmesser genommen und die junge Frau im Badezimmer umgebracht. Warum er das getan habe, wisse er selbst nicht, habe Jan H. nach Angaben von Oberstaatsanwalt Helmut Walch gesagt.

Ein vom Landeskriminalamt Bayern veroeffentlichtes Fahndungsfoto zeigt den 29-jaehrigen Täter Andreas S. (Foto: Foto: ddp)

Sein 29-jähriger Kumpel Andreas S. soll währenddessen im Wohnzimmer geschlafen haben. Erst nach der Tat habe ihn der Messerstecher mit blutverschmierten Armen geweckt. Walch hält dies für unglaubwürdig, wie er am Mittwoch betonte. Er geht davon aus, dass die Männer gemeinschaftlich ihr Opfer töteten, um an Geld zu kommen.

Nach der Tat durchsuchten H. und S. jedenfalls die Wohnung der Studentin nach der PIN-Nummer für deren Kreditkarte. Später hoben sie damit zweimal 500 Euro ab. Außerdem räumten die Männer in den Vernehmungen ein, nur deshalb aus Hannover nach Passau gereist zu sein, um sich von der jungen Frau, die sie kurz vorher in Hannover kennengelernt hatten, finanziell aushalten zu lassen. Um sie "anzuzapfen", wie sich einer der beiden gegenüber der Polizei ausdrückte. Zusammen hatten sie gerade noch 30 Euro, als sie in Niederbayern ankamen.

Tatsächlich nahm die Studentin die beiden Männer für eineinhalb Wochen bei sich auf. Sie hätten dort "nur gesoffen und geschlafen", zitiert Staatsanwalt Walch aus dem Vernehmungsprotokoll. Und die junge Frau, die währenddessen "weiter zur Uni ging und fleißig lernte" habe den exzessiven Alkoholkonsum auch noch bezahlt.

Doch das süße Leben drohte bald zu enden. Die Studentin wollte in ein paar Tagen zurück in ihre Heimat nach Hannover fahren. Das habe Jan H. und Andreas S. offenbar nicht ins Konzept gepasst. Die Männer wollten nach Auskunft des Staatsanwaltes an Geld kommen, um nach Spanien zu reisen. Dort wurden sie dann knapp zwei Monate nach der Bluttat auch festgenommen und anschließend nach Deutschland ausgeliefert.

Während sie bei der Studentin wohnten hatten sie noch versucht, durch mehrere kleine Betrügereien an Geld zu kommen - unter anderem boten sie den Laptop ihrer Gastgeberein bei einer Online-Auktion an. Doch sie hatten keinen Erfolg. Und so ist für Oberstaatsanwalt Walch klar: Die Männer wollten ihren Goldesel den Ermittlungen zufolge nicht einfach nach Hannover ziehen lassen, weshalb sie sich entschlossen zu handeln. Dabei sei es nur um Geld gegangen.

Ein Sexualdelikt schließt der Leiter der Passauer Staatsanwaltschaft aus. Das hätten auch die am Tatort sichergestellten Spuren ergeben. Zudem habe sich das Opfer nicht an den Trinkgelagen der beiden Männer beteiligt. Die junge Frau war zum Zeitpunkt ihres Todes nüchtern. An der Tatwaffe fanden die Ermittler DNS-Spuren des geständigen Haupttäters.

Nun geht es nach Angaben von Walch noch darum, alle Details des Geschehens zusammenzutragen. In einigen Aussagen der Männer gebe es noch Widersprüche und Unglaubwürdigkeiten. Das betrifft vor allem die Rolle von Andreas S. bei dem Verbrechen. Doch der Leitende Oberstaatsanwalt rechnet damit, bereits in einigen Monaten Mordanklage gegen die beiden Männer aus Niedersachsen erheben zu können.

© SZ vom 26. April 2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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