Missbrauchsskandal in Bamberg:Klinik kündigt Chefarzt

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Der Chefarzt am Klinikum Bamberg gilt als einer der führenden Gefäßchirurgen in Bayern. Seit Mittwoch sitzt er in Untersuchungshaft. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Er soll mehrere Frauen betäubt und vergewaltigt haben. Nun ist dem Chefarzt der Gefäßchirurgie in Bamberg gekündigt worden. Die Entscheidung fiel am Freitag in einer Sondersitzung.

  • Das Klikum Bamberg hat auf den Missbrauchsskandal in seinem Haus reagiert und dem beschuldigten Chefarzt der Gefäßchirurgie gekündigt.
  • Der Arzt soll mehrere Frauen unter einem Vorwand betäubt - und dann vergewaltigt haben.
  • Das Krankenhaus hat eine Hotline für mögliche Opfer eingerichtet.

Außerordentliche Kündigung für den Mediziner

Nach dem Missbrauchsskandal am Bamberger Klinikum ist dem beschuldigten Chefarzt gekündigt worden. Die Entscheidung für die außerordentliche Kündigung fiel am Freitag in einer Sondersitzung des Stiftungsrats der Sozialstiftung Bamberg, wie eine Sprecherin der Klinik mitteilte.

Der Stiftungsrat will alle Maßnahmen unterstützen, um die Vorfälle vollständig aufzuklären und den Ermittlungsbehörden behilflich zu sein. Besonders wichtig sei es dem Rat unter der Leitung von Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD), dass die betroffenen Frauen weiter "sämtliche Unterstützungen und Informationen erhalten, die erforderlich sind".

Der Missbrauchsskandal in Bamberg

Dem Chefarzt für Gefäßchirurgie wird vorgeworfen, Frauen betäubt und anschließend missbraucht zu haben. Seit Mittwoch sitzt der 48-Jährige in Untersuchungshaft. Er wird der Körperverletzung, des sexuellen Missbrauchs und der Vergewaltigung beschuldigt. Vier Fälle sind bisher bekannt. Die Staatsanwaltschaft geht aber von weit mehr Betroffenen aus.

Der Arzt soll die Frauen unter dem Vorwand einer angeblichen medizinischen Studie untersucht und sich dabei an ihnen vergangen haben. Die Ermittler werten derzeit zahlreiche Fotos aus, die der Mann von seinen Taten machte.

Eine Medizinstudentin hatte den Skandal ans Licht gebracht. Die 26-Jährige machte in dem Krankenhaus ein Praktikum im Rahmen ihres Studiums. Dabei nahm sie an der angeblichen Studie teil. Der Chefarzt spritzte der jungen Frau ein starkes Beruhigungsmittel, das sie kurzzeitig bewusstlos machte. Die Studentin ging nach dem Vorfall in ein anderes Krankenhaus und ließ dort ihr Blut untersuchen. Danach erstattete sie Anzeige wegen Körperverletzung. Von dem Missbrauch erfuhr sie erst durch die Ermittlungen.

Vergewaltigungen im Klinikum Bamberg
:Wenn Patientinnen zu Opfern werden

Sie wollten an einer Studie über Krampfadern teilnehmen. Doch die Untersuchung gab es gar nicht. Ein Chefarzt aus Bamberg nahm sie offenbar als Vorwand, um Patientinnen zu betäuben, zu missbrauchen - und dies zu fotografieren.

Von Olaf Przybilla

Hotline für potenzielle Opfer

Die Klinik hat eine Hotline für mögliche Opfer unter der Telefonnummer 0951/5030 eingerichtet. Knapp zehn Frauen haben sich bisher dort gemeldet. Die leitende Psychologin Regina Schumacher berät die Anruferinnen und gibt ihnen - falls dies geboten scheint - auch gleich die Nummer der Kripo, bei der sie sich weiter informieren können. "Viele rufen an, die am Zweifeln sind, ob sie überhaupt betroffen sind", sagt die 56-Jährige. Das sei natürlich eine besondere Situation und für die Frauen sehr belastend.

Durch Informationen und ihre Hilfe will Schumacher den Frauen wieder ein Gefühl der Kontrolle geben. "Viele zeigen nach so einem Vorfall körperliche Reaktionen, sind sehr unruhig, können nicht mehr schlafen." Ihr Aufgabe sei, mit den Frauen über ihre Reaktionen zu sprechen und sie emotional zu stabilisieren."Mit ist ganz wichtig, dass die Frauen sich nicht alleine fühlen", sagte Schumacher. Sie biete ihnen auch persönliche Gespräche an.

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