Missbrauchsfälle von Eschenau:Klage gegen Rechtsanwalt

Der Vorwurf wiegt schwer: Ein Rechtsanwalt soll öffentlich zu Straftaten angestiftet haben. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft Bamberg.

Die Staatsanwaltschaft Bamberg hat gegen einen Münchner Anwalt ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der öffentlichen Anstiftung zu Straftaten gegen Eschenauer Missbrauchsopfer eingeleitet.

Der Anwalt soll bei einer Versammlung gesagt haben, man solle die Opfer und ihre Familien verjagen. (Foto: Foto: ddp)

Wie Oberstaatsanwalt Joseph Düsel sagte, liegt ein Anfangsverdacht vor: "Der Anwalt soll am Dienstag bei einer Versammlung in Eschenau gesagt haben, dass die Opfer und ihre Familien aus dem Ort verjagt werden sollen."

Teilnehmer der Veranstaltung im Pfarrsaal würden nun befragt. Er hoffe auch, Fernseh-Aufnahmen des Bayerischen Fernsehens auswerten zu können, sagte Düsel.

Zwei Opfer, die mit ihren Anzeigen die Ermittlungen gegen zwei Vergewaltiger im Frühjahr angestoßen hatten, fühlten sich nach dem Auftritt des Anwalts in Eschenau massiv bedroht. Man wolle sie bespucken und steinigen, sagte Hauptzeugin Heidi Marks.

Laut Staatsanwaltschaft stehen noch weitere Delikte im Raum, unter anderem der Verdacht des Geheimnisverrats. So habe Rechtsanwalt Heinz Veauthier aus dem Vernehmungsprotokoll von Heidi Marks bei der Kripo zitiert und ihre Vergewaltigungsvorwürfe als unglaubwürdig dargestellt.

Die hasserfüllte Stimmung in Eschenau erschwere auch die Suche nach einem möglichen dritten Vergewaltiger. Weil eventuelle Opfer Angst hätten zu reden, werde es frühestens Ende kommender Woche Ermittlungsergebnisse geben, sagte Düsel.

In der vergangenen Woche war ein 60-jähriger Kaufmann vom Landgericht Bamberg wegen Kindesmissbrauchs und versuchter Vergewaltigung in jeweils zwei Fällen zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Ihm war der Missbrauch von drei Kindern zur Last gelegt worden. Ein weiterer Verdächtiger beging nach Bekanntwerden der Vorwürfe Selbstmord.

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