Milchbauern protestieren:Trommeln gegen Sonnleitner

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Mit einem traditionellen Haberfeldtreiben haben Tausende Milchbauern die Politik von Bauernpräsident Gerd Sonnleitner angeprangert - und forderten seinen Rücktritt.

Mit Kuhglocken, Trommeln, Ratschen und Blasmusik haben am Samstagabend wütende Milchbauern in Bayern gegen Bauernpräsident Gerd Sonnleitner protestiert.

Die Milchbauern sind wütend: Der Bauernverband sei nicht mehr Vertreter der Landwirte. (Foto: Foto: dpa)

In dunklen Umhängen und Hüten, die Gesichter teils geschwärzt, prangerten rund 2000 Bauern unweit von Sonnleitners Hof in Ruhstorf bei Passau lautstark dessen Milchpolitik an. Einzelne forderten seinen Rücktritt. Der Bauernverband sei nicht mehr der Vertreter der Landwirte.

Der Präsident des Deutschen und Bayerischen Bauernverbandes sagte, er habe Verständnis für den Frust der Milchbauern. "Aber es kann nicht sein, dass wir uns gegenseitig zerfleischen." Rund 150 Bauern aus ganz Bayern, darunter viele Mitglieder der Verbandsspitze, kamen zu einer Gegendemonstration zum Hof Sonnleitners, um diesem ihre Solidarität zu zeigen. "Gerd, wir stehen zu Dir", war auf Transparenten, aber auch T-Shirts zu lesen. Der Bayerische Bauernverband sprach mit Blick auf das Haberfeldtreiben von einer Hetzkampagne.

Die Organisatoren von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) hatten ursprünglich mit 500 Teilnehmern gerechnet. Das Haberfeldtreiben war in früheren Zeiten eine Art Feldgericht, mit dem das Landvolk gegen die Obrigkeit aufbegehrte. Dabei kam es gelegentlich auch zu Verwüstungen und Übergriffen.

Die Milchbauern sehen sich vom Bauernverband angesichts sinkender Milchpreise im Stich gelassen. Die Situation eskalierte erneut, als vor einer Woche die Ländermehrheit im Bundesrat eine nationale Beschränkung der Milchproduktion kippte. Die Milchbauern werfen dem Bauernverband vor, er habe mit einem Argumentationspapier den Bundesrat dahingehend beeinflusst. Der Beschluss müsse sofort rückgängig gemacht werden.

Der Bauernverband warnt vor Maßnahmen zur Beschränkung der Milchmenge, weil dann die Molkereien im Ausland Milch kaufen könnten - damit würden die Einkommen der deutschen Bauern nur noch weiter geschmälert. Die Milchbauern argumentieren, Deutschland als größter Milchproduzent müsse als erstes eine flexible Mengenregulierung umsetzen.

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