Mehr Badetote:Bayern verlernt das Schwimmen

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Alarmierende Bilanz: 2006 ertranken 123 Menschen - ein Drittel mehr als im Vorjahr.

Die Zahl der Badetoten in Bayern ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Insgesamt 123 Menschen seien in Seen und Flüssen ertrunken, sagte Dieter Hoffmann, Präsident der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Bayern. "Das sind rund ein Drittel mehr als im Vorjahr." Zugleich habe Bayern damit einen traurigen Spitzenplatz unter den Bundesländern. Bundesweit starben 606 Menschen.

Experten sind besorgt: "Es wird nicht mehr so viel Wert darauf gelegt, schwimmen zu lernen". (Foto: Foto: dpa)

"Besonders markant ist, dass nahezu 50 Prozent der Opfer über 65 Jahre und älter sind", sagte Hoffmann. "Diese vergessene Generation, wie wir sie nennen, hat meist nur im Familienverbund schwimmen gelernt. Der Bäder-Boom und damit die Möglichkeit, unter Aufsicht und professioneller Anleitung schwimmen zu lernen, kam erst in den 50-er Jahren."

Weitere Faktoren seien Selbstüberschätzung, altersbedingte körperliche Vorschäden oder Kreislaufbeschwerden. Fast alle Todesfälle durch Ertrinken im vergangenen Jahr ereigneten sich laut Hoffmann in Binnengewässern. Dies liege - außer an fehlendem Aufsichtspersonal - besonders an falsch eingeschätzten oder geringen Schwimmkünsten der Badegäste.

"Und auch in der heutigen Jugend geht die Schwimmausbildung massiv zurück", klagte Hoffmann. Bei einer von der DLRG initiierten Umfrage gaben nur noch etwa zwei Drittel der Befragten an, schwimmen zu können, während dies vor zehn Jahren noch fast 90 Prozent bejahen konnten.

"Es wird nicht mehr so viel Wert darauf gelegt, schwimmen zu lernen", sagte Hoffmann. "Hinzu kommt die zunehmende Bewegungsunlust der Kinder." Auch die geschwundene Anzahl öffentlicher Bäder spiele eine wichtige Rolle. Allein in Bayern seien in den vergangenen zehn Jahren mehr als 100 Frei- und Hallenbäder geschlossen worden, sagte Hoffmann. "Deshalb verringern sich die Möglichkeiten, den Kindern vor Ort im Schulunterricht das Schwimmen beizubringen."

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