Machtkampf in der CSU:Parteifreunde planen Seehofers Nachfolge

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Der Wirbel um den Bundesagrarminister nimmt zu: CSU-Politiker fordern den Rücktritt von seinen Ämtern, Horst Seehofer beharrt darauf, unfair behandelt worden zu sein. Inzwischen hat sich auch Noch-Parteichef Stoiber eingeschaltet.

Horst Seehofer denkt nicht daran, klein beizugeben: Der CSU-Vize wiegelte im Gespräch mit der Bild am Sonntag die Rücktrittsrufe von Parteifreunden ab. "Ich halte diese Forderungen für völlig unbegründet und auch für unfair." Ebenso kategorisch lehnte er einen Verzicht auf die Kandidatur für den CSU-Vorsitz im September ab.

Seit November 2005 Agrarminister: Horst Seehofer (Foto: Foto: AP)

CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer wies unterdessen Rücktrittsforderungen gegen Seehofer und Gerüchte um dessen Nachfolge scharf zurück. "Das sind haltlose Spekulationen", sagte er. "An der Arbeit des Bundeslandwirtschaftsministers gibt es nicht das Geringste auszusetzen, im Gegenteil."

Nach Andeutungen Seehofers über Informationen zum Privatleben von Parteikollegen waren in der CSU am Wochenende Rücktrittsforderungen laut geworden. Die Bild am Sonntag schrieb, Ramsauer werde für den Fall des Rückzugs von Seehofer als Minister-Nachfolger gehandelt.

Stoiber ist ungehalten

Der scheidende Parteichef Edmund Stoiber zeigte sich ungehalten über den Stil und das Niveau der Nachfolgediskussion in den vergangenen Tagen. "Eine Diskussion auf diesem Niveau ist insgesamt für die CSU gefährlich und schädlich", sagte Stoiber.

Sie müsse so schnell wie möglich beendet werden. Die jetzige Diskussion und ihre Kommentierung in der Öffentlichkeit rücke die CSU in ein völlig falsches Licht, kritisierte Stoiber. Weder dürfe das Privatleben noch dürften vermeintliche oder wirkliche Drohungen ein Mittel des politischen Wettbewerbs sein.

In der Bild-Zeitung forderten CSU-Landtagsabgeordnete Seehofer derweil auf, seine Partei- und Regierungsämter niederzulegen und auf die Kandidatur als Parteichef zu verzichten. Der CSU-Europa-Abgeordnete Bernd Posselt sagte dem Blatt: "Wer andere mit Gülle übergießt, muss wissen, dass er selbst zu stinken anfängt" Seehofer sei "unten durch", wird ein führender CSU-Politiker zitiert.

Seehofer sagte laut Stern angeblich: "Ich weiß viel. Ich habe viel Material." Dies wird in der CSU allgemein als Drohung privater Enthüllungen verstanden - was Seehofer bestreitet. Das Privatleben des Ministers und seine schwangere Berliner Geliebte waren in den vergangenen Monaten Thema vieler Medienberichte.

Der stellvertretende CSU-Vorsitzende Ingo Friedrich forderte Parteichef Edmund Stoiber im Focus zum Einschreiten auf. Stoiber müsse von seiner Schiedsrichterrolle Gebrauch machen, um einen Stil zu wahren, "der das Ansehen der Partei nicht beschädigt". Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) sagte der Zeitschrift, es sei nicht länger hinnehmbar, dass eine ganze Partei als moralisch verwerflich diskreditiert wird."

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