Leute in Bayern:Mit der Linzenz zum Sprengen

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Ein gefährliches Hobby: In ihrer Freizeit sprengt die 27-jährige Carolin Fiechter für das THW umgeknickte Strommasten oder Schneebretter.

Wenn Carolin Fiechter Sprengstoff in die Hand nimmt, dann nur um Katastrophen zu verhindern. Die 27-jährige Diplomkauffrau aus Weyarn im oberbayerischen Landkreis Miesbach ist die erste Sprengberechtigte des Technischen Hilfswerks (THW) in Bayern.

Carolin Fiechter ist die erste Frau beim THW, die die Lizenz zum Sprengen hat. (Foto: Foto: dpa)

Dinge spektakulär in die Luft fliegen zu lassen, daran hat Carolin Fiechter kein Interesse. Sie will helfen - bei Unglücksfällen, nach Unwettern oder drohenden Lawinenabgängen. Deshalb engagiert sie sich ehrenamtlich als Katastrophenhelferin beim THW in Miesbach.

Als dort eine Sprenggruppe gegründet wurde, wollte die Diplomkauffrau dabei sein. Technisches Verständnis brachte sie mit. Fiechter hat neben Betriebswirtschaft auch Technologiemanagement studiert. Argwohn seitens der männlichen Kollegen gab es nicht.

Ohnehin findet Carolin Fiechter, dass dieser Job Frauen entgegenkommt. Sprengen erfordert Präzision und Geduld, aber wenig körperliche Kraft. "Mit einer kleinen Ladung kann man etwas richtig Beeindruckendes erreichen", sagt die 27-Jährige.

Das gelte vor allem, wenn andere Hilfseinsätze risikoreich seien. Feuerwehr oder Rettungsdienste können eine Sprenggruppe des THW beispielsweise anfordern, um geknickte Strommasten, gefährlichen Windbruch, lockeres Gestein oder Schneebretter aus sicherer Entfernung zu beseitigen.

Angst vor solchen Einsätzen hat die 27-Jährige nicht. "Wir bringen uns bei einer Sprengung relativ kontrolliert in Gefahr. Ich habe eine gute Ausbildung und das Wissen, wie es geht", sagt sie.

Ihre Entscheidung zur Sprenggruppe zu gehen, hat Freunde und Familie nur kurz irritiert. Danach seien die Reaktionen positiv gewesen, erzählt sie. Bei ihrem Ehemann musste Carolin Fiechter ohnehin keine Überzeugungsarbeit leisten. Er ist selbst beim Technischen Hilfswerk in Miesbach aktiv.

"Ich hab' immer zwei, drei Sachen gleichzeitig gemacht. Ich kann gar nicht anders", beschreibt die junge Frau sich selbst. Zurzeit macht sie ihren Doktortitel an der Universität der Bundeswehr in Neubiberg.

Danach möchte die Diplomkauffrau in der Unternehmensberatung arbeiten. Auch als Katastrophenhelferin hat sie ein Ziel. Eines Tages möchte sie Lawinen aus der Luft - sprich, aus dem Hubschrauber heraus - sprengen dürfen. "Sehen, wie eine Lawine gezielt abgeht, das möchte ich erleben."

Explosive Mischungen außerhalb der Katastrophenhilfe mag die 27- Jährige nicht. "Silvester ist für mich der Horror. Vor allem seit ich weiß, was passieren kann", sagt sie. Eine Ausnahme hat sie allerdings vor kurzem gemacht. Das kleine Feuerwerk "befreundeter Pyrotechniker" zu ihrer Hochzeit hat Carolin Fiechter gefreut.

© dpa/Christa Fünffinger - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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