Leitkultur-Debatte:Stoiber: Kathedralen müssen größer sein als Moscheen

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Bayerns Ministerpräsident Stoiber fordert einen offensiven Umgang mit dem Islam - und hat klare Vorstellungen über die Verhältnismäßigkeit von Gotteshäusern.

Der scheidende CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber hat mit Blick auf den umstrittenen Leitkultur-Begriff einen offensiven Umgang mit dem Islam gefordert. "Es gibt eine in Jahrhunderten gewachsene Leitkultur in Deutschland", sagte Stoiber in einem Zeitungsinterview der Bild-Zeitung. "Also: Bei aller Toleranz - Kathedralen müssen größer sein als Moscheen."

Bayerns Ministerpräsident Stoiber fordert: "Kathedralen müssen größer sein als Moscheen." (Foto: Foto: ddp)

Kritisch äußerte sich Stoiber zur Familienpolitik der Schwesterpartei CDU. "Wenn man in der Familienpolitik zum Beispiel den Eindruck erweckt, ein Leitbild zu erzwingen, eine Frau habe immer berufstätig zu sein, dann widerspricht das dem Lebensgefühl von zwei Dritteln der Menschen in Deutschland", sagte Stoiber.

Stoiber, der sein Amt als Ministerpräsident am 30. September offiziell aufgibt, schloss nicht aus, im Herbst 2008 erneut als Abgeordneter für den bayerischen Landtag zu kandidieren: für seinen Wahlkreis Garmisch Patenkirchen/Bad Tölz. Stoiber betonte, ein erneutes Landtagsmandat sei zwar "bisher" nicht in seiner Planung, doch werde er darüber mit "meinen Freunden zur gegebenen Zeit in Ruhe beraten".

Stoiber sicherte seinen Nachfolgern im Amt des Ministerpräsidenten und des CSU-Parteivorsitzenden zu, er wolle sie künftig unterstützen: "Wenn man mich um Rat bittet, werde ich ihn nicht verweigern." Stoiber versicherte aber auch: "Ich möchte mich aus dem operativen Tagesgeschäft heraushalten." Er betonte: "Ich bin kein heimlicher Neben-Ministerpräsident oder Neben-Parteichef."

Gleichzeitig ging Stoiber auch noch mal ausführlich auf die Ereignisse bei der CSU-Klausurtagung Anfang Januar in Kreuth ein, die zu seinem Rücktritt führten. Stoiber hat es nach eigenen Worten "schon geschmerzt, wie das damals in Kreuth gelaufen ist".

Der scheidende Ministerpräsident sagte im Rückblick: "Ich habe alles gegeben. Ich habe für die CSU hundertmal mit meinen Freunden gekämpft. Aber ich konnte nicht gegen sie kämpfen." Dennoch schaue er "ohne Groll zurück", sagte Stoiber. "Ich hatte eine tolle Zeit. Die 30 Jahre in der Politik bedeuten viel mehr als ein paar Tage im Januar."

Zugleich deutete Stoiber an, möglicherweise in ein neues Betätigungsfeld zu wechseln. "Ich habe in der Tat respektable Angebote aus Politik, Sport und Wirtschaft", sagte der CSU-Politiker. "Das werde ich alles im Herbst sortieren." Zu Details wollte Stoiber sich jedoch nicht äußern. "Meine Dienstauffassung ist, dass ich bis zum letzten Tag für mein Land arbeite und mich jetzt nicht um andere Jobs kümmere."

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