Landung auf der Zugspitze:"Bin kein Junkie, der das jeden Tag braucht"

Lesezeit: 2 min

Erstmals seit 1958 will ein Pilot mit seinem Flugzeug wieder auf der Zugspitze landen. Tom Huber über seine historische Mutprobe.

Marc Felix Serrao

Am 3. Mai will der Pilot und Flugzeugbauer Tom Huber eine historische Mutprobe wagen: die Landung auf der Zugspitze. Vor einem halben Jahrhundert, am 23. März 1958, setzte das letzte Mal ein Flugzeug auf dem Zugspitzplatt auf. Ein Gespräch kurz vorm Start.

Tom Huber: "Wenn ich nicht sicher wäre, dass es technisch möglich ist, würde ich es nicht tun" (Foto: Foto: oh)

SZ: Sie wollen mit einem Flugzeug auf der Zugspitze landen. Sind Sie eigentlich noch bei Trost?

Tom Huber: Wenn ich nicht sicher wäre, dass es technisch möglich ist, würde ich es nicht tun. Ich habe seit ein paar Wochen eine kleine Tochter...

SZ: ... die oben auf Sie wartet?

Huber: Sicher, zusammen mit meiner Frau. Die ist selbst begeisterte Fliegerin und kann die Gefahr, in die ich mich begebe, sehr gut einschätzen.

SZ: Nämlich?

Huber: Die Dichte der Luft nimmt mit der Höhe ab. Das weiß jeder, der schon mal im Hochgebirge war: Da schnauft es sich schwerer. So ähnlich geht es auch dem Flugzeug. Das steigt schlechter und braucht deutlich mehr Strecke zum Starten.

SZ: Sonst noch was?

Huber: Schwache Winde im Tal sind im Gebirge stark. Ich vergleiche das immer mit einem Stein im Gebirgsbach. Drum herum gibt es enorme Wirbel. Wenn Sie sich die Zugspitze als großen Stein denken, sieht die Sache ähnlich aus, nur mit Luft.

SZ: Luft kann man nicht sehen.

Huber: Genau. Deshalb muss ich mich auch vorsichtig rantasten. Meine 15 Jahre Flugerfahrung sagen mir in etwa, wo was zu erwarten ist. Wenig Wind wäre am schönsten.

SZ: Was war bisher Ihre schwierigste Landung?

Huber: Ich war fünf Mal in der Sahara, als Rallye-Begleiter. Da musste ich mal mitten im Sandsturm notlanden, bei fast Null Sicht. Anschließend habe ich die ganze Nacht unterm Flügel gehockt und ihn festgehalten, dass er nicht weggeweht wird.

SZ: Sind Sie so ein Adrenalintyp?

Huber: Ganz verneinen kann ich es nicht. Aber ich bin kein Junkie, der das jeden Tag braucht.

SZ: Haben Sie keine Angst, dass Tiere und Kletterer vor Schreck vom Berg fallen, wenn Sie angeflogen kommen?

Huber: Da habe ich überhaupt keine Angst. Moderne Ultraleichtflugzeuge sind die leisesten, die es gibt. Wir haben mit der Vogelschutzwarte und dem Landratsamt Garmisch-Partenkirchen eine günstige Route erarbeitet.

SZ: Apropos. Ganz so schwierig wie für Ihren Vorgänger von 1958 wird es nicht, oder? Zwischen Ihnen liegt ein halbes Jahrhundert Technik.

Huber: Das mag schon sein. Dafür gab es auf dem Platt früher viel mehr Schnee und weniger Steine. Ich kann meinen Landeplatz nicht mehr beliebig wählen. Durch das Abtauen des Gletschers und die vielen Seilbahnen und Skipisten ist es da oben ziemlich eng geworden.

© SZ vom 28.04.2008/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: