Konflikt zwischen Medizinern und Kassen:Fachärzte wollen nur gegen Vorkasse behandeln

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Honorarstreit auf dem Rücken der Patienten: Bayerische Mediziner planen, AOK-Versicherte nur noch dann zu behandeln, wenn sie im Voraus bezahlen.

Dietrich Mittler

Der Honorarstreit der Ärzte in Bayern wird jetzt voll auf dem Rücken der Patienten ausgetragen. Sieben Fachärzteverbände kündigten am Montag an, vom kommenden Jahr an Versicherte der AOK Bayern "nur noch gegen Vorkasse zu behandeln".

Fachärzteverbände wollen Versicherte der AOK Bayern "nur noch gegen Vorkasse behandeln". (Foto: Foto: AP)

Betroffen von dieser Maßnahme sind vor allem die Patienten von Kinder- und Jugendärzten, Internisten, Kardiologen, Dermatologen und Pneumologen. Auch die Frauenärzte wollen künftig AOK-Versicherte nur noch gegen Kostenerstattung behandeln.

Die Verbandsfunktionäre begründeten ihre Entscheidung gestern mit dem exklusiven Hausarztvertrag, den die AOK Bayern erst vor wenigen Tagen mit dem Bayerischen Hausärzteverband abgeschlossen hat und der im kommenden Jahr in Kraft treten soll. "Dieser Vertrag, der hinter unserem Rücken ausgehandelt wurde, bevorzugt einen Verband und eine Arztgruppe zu Lasten aller anderen Ärzte", hieß es in einer Verlautbarung der Fachärzteverbände.

"Schlag ins Gesicht"

Es sei geradezu unglaublich, wie die AOK Bayern als weitaus größte Krankenkasse im Freistaat die Monopolstellung der bayerischen Ärzte vorantreibe. "Das ist ein Schlag ins Gesicht aller anderen Ärzte und bedroht deren Existenz", sagte Heinz Reiniger, der Landesverbandsvorsitzende der Kinder- und Jugendärzte in Bayern.

Wir sind der falsche Ansprechpartner", wies ein AOK-Sprecher die Vorwürfe der bayerischen Fachärzte zurück. Für die Honorarverteilung sei allein die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) zuständig. Die Krankenkassen, so der Sprecher, würden 2009 in Bayern ein zusätzliches Honorar von 280 Millionen Euro zahlen - dies sei ein Zuwachs von insgesamt sechs Prozent. "Wir erwarten, dass dieses Geld auch in den Arztpraxen ankommt und nicht von der KVB zurückgehalten wird", sagte der AOK-Sprecher am Montagabend.

Protestaktionen geplant

Der KVB-Vorsitzende Axel Munte distanzierte sich unterdessen von der Pressemeldung der Fachärzteverbände, auf der die KVB als Mitunterzeichner genannt wird: "Wir wurden fälschlicherweise als Mitunterzeichner genannt", sagte Munte. Vom Vorstoß der Fachärzte habe er erst durch einen Hinweis des Gesundheitsministeriums Kenntnis erlangt. "Auch wenn wir die Sorgen und Existenzängste einiger fachärztlicher Kollegen nachvollziehen können", dürfe die KVB in keiner Weise zu einer solchen Aktion aufrufen.

"Die KVB als Körperschaft des öffentlichen Rechts steht für die Sicherstellung der medizinischen Versorgung der bayerischen Bürger ein. Sie kann und wird daher nicht zu einer Behandlung nur nach Vorkasse nicht aufrufen", sagte Munte.

Der Kinder- und Jugendärzte, Internisten sowie Frauenärzte kündigten mit anderen Verbänden unterdessen flächendeckende Protestaktionen an, um auf die aus ihrer Sicht "existenzbedrohliche Entwicklung" aufmerksam zu machen. So wollen sie AOK-Versicherten raten, sie sollten prüfen, ob diese für sie und ihre Kinder noch die richtige Kasse ist.

© SZ vom 23.12.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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