Kommentar zur CSU:Eine Partei entleibt sich

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Am 2. März 2008 finden in Bayern Kommunalwahlen statt - der erste Test für die Nach-Stoiber-CSU. Die größte Gefahr droht von parteiinternen Geisterfahrern.

Andreas Roß

Nur noch elf Monate sind es zur Kommunalwahl am 2. März 2008. Diese Abstimmung gilt schon heute als ein wichtiger Indikator dafür, ob die Nach-Stoiber-CSU noch immer eine vielversprechende Adresse für Bayerns Wähler und ob sie auch gut genug aufgestellt ist, um die nachfolgende Landtagswahl im Herbst siegreich - also mit dem Gewinn der absoluten Mehrheit - bestehen zu können.

Geht man vom heutigen Stand aus, dann sind die Aussichten der CSU für die Kommunalwahl nicht gerade berauschend. Mit München, Nürnberg und Augsburg werden die mit Abstand größten Städte des Landes schon jetzt von SPD-Oberbürgermeistern regiert, und es sieht überhaupt nicht danach aus, als ob sich daran im März 2008 etwas ändern sollte.

Parteiinterne Geisterfahrer

Ganz im Gegenteil, die CSU tut im Augenblick alles, um noch weitere schmerzliche Einbußen zu erfahren. Der größte lokale Gefahrenherd ist zweifellos Regensburg, wo parteiinterne Geisterfahrer einen überaus erfolgreichen Oberbürgermeister aus der Bahn zu werfen versuchen.

Auch in Würzburg muss die einzige Rathauschefin der CSU in einer bayerischen Großstadt um ihre Wiederwahl bangen, weil die dortige CSU weder geschlossen ist, noch einen klaren Kurs fährt - das macht erfolgreiche Stadtpolitik unmöglich. In Bamberg hat die Partei schon vergangenes Jahr ihre Quittung für interne Streitigkeiten und einen dem Wähler nicht vermittelbaren OB-Kandidaten erhalten: Die SPD eroberte erstmals in der Stadtgeschichte den Chefsessel im Rathaus.

Gleichmut in der Münchner Zentrale

Die CSU-Führung in München nimmt diese lokalen Brandherde mit erstaunlichem Gleichmut hin. Generalsekretär Markus Söder war bisher nirgendwo mit seinen allenfalls halbherzigen Löschversuchen erfolgreich. Stattdessen gefallen sich Söder und das Partei-Establishment im Nachtreten gegen die sich selbst demontierende Fürther Landrätin Gabriele Pauli.

Doch warum erhoben diese Herren nicht auch ihre Stimme bei Hans Schröpf? Der zweifach vorbestrafte CSU-Oberbürgermeister von Weiden ist noch immer nicht bereit, freiwillig sein Amt aufzugeben, um seine satte Pension nicht zu gefährden. Schaden denn Glamour-Fotos einer Landrätin der CSU mehr als ein verurteilter Rathauschef? Die Bürger werden der CSU 2008 die Antwort geben.

© SZ vom 03.04.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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