Kabarettist Barwasser über Pauli:"Die Frau polarisiert ja unglaublich"

Lesezeit: 4 min

Spaßmacher Frank-Markus Barwasser ("Erwin Pelzig") lieferte die Vorlage für die Ehe-Idee der CSU-Dame Gabriele Pauli. Nun macht er weitere Vorschläge.

von Oliver Das Gupta.

Frank-Markus Barwasser, gebürtiger Würzburger, ist Kabarettist, Mundart-Künstler und Schöpfer der bekannten Figur des Erwin Pelzig. In dieser Rolle forderte der 47-Jährige in einem Radio-Sketch die Einführung einer Ehe auf Zeit. Mit einem fast identischen Vorschlag sorgte die Fürther Landrätin und Kandidatin für den CSU-Vorsitz, Gabriele Pauli, für großen Wirbel.

Frank-Markus Barwasser in seiner Rolle als Erwin Pelzig (Foto: Foto: dpa)

Inzwischen bestätigte die Stoiber-Opponentin, dass sie sich tatsächlich von dem Kabarettisten inspirieren ließ: "Das ist seine Idee gewesen", sagte die CSU-Politikerin. Sie schätze Pelzigs fortschrittliche Gedanken und dessen bayerische Art. SZ.de lud darauf Barwasser zum Interview ein - und beglückwünschte ihn.

sueddeutsche.de: Gratulation, Herr Barwasser. Spätestens jetzt sind Sie auch den Menschen, die kein Kabarett mögen, ein Begriff. Wie kommen Sie damit zurecht?

Frank-Markus Barwasser: Das wird ja wieder schnell vorbei sein. Das ist ja nur ein kurzer Aufreger. Aber es hat mich schon etwas erschrocken.

Als ich dann noch mitbekam, das ich auch nicht der Erste war, der sich eine zeitlich begrenzte Ehe vorstellen kann - ich scheine in guter Gesellschaft zu sein von Goethe bis Woody Allen - dachte ich mir: ,Oh Gott, was kommt da auf mich zu!' Ich habe es Frau Pauli zu verdanken und bin sehr amüsiert über diesen Rummel. Es ist verrückt, alles!

sueddeutsche.de: Gibt es auch Reaktionen von Pauli-Anhängern?

Barwasser: Jetzt kommen schon die ersten Mails von Pauli-Fans. Die sagen, die Frau habe doch recht, wieso ich mich nicht solidarisch erkläre? Ich bin zum Teil aber auch falsch zitiert worden, aber das bleibt ja nicht aus bei diesem Rummel.

Jetzt gerate ich vielleicht gerade zwischen alle Stühle - zwischen Pauli-Fans und Pauli-Hasser. Die Frau polarisiert ja unglaublich. Deswegen habe ich auch eine gewisse Sympathie für sie. Aber die Kritik, die jetzt an mir kommen wird, die werde ich gelassen ertragen.

sueddeutsche.de: Sie tragen keinen Ring am Finger, Sie sind ja gar nicht verheiratet!

Barwasser: Nee.

sueddeutsche.de: Würden Sie sich bei Ehe auf Zeit als Option trauen lassen?

Barwasser: Also, ich glaub', dann gar nicht. Ich habe in meinem Umfeld schon so viele unglückliche Ehen miterlebt. Es gab drei, vier Hoffnungs-Ehen, so habe ich sie genannt, wo ich gedacht habe: Es kann also auch gehen. Die sind inzwischen auch alle geschieden. Insofern bin ich da etwas skeptisch geworden.

Dahinter (Anm. d. Red.: gemeint ist die Ehe auf Zeit) steckt aber, wenn man es mal ganz ernst betrachtet, der Gedanke, dass man von Zeit zu Zeit Bilanz zieht und sich fragt: ,Wie stehen wir zueinander, wollen wir weitermachen oder nicht?' Dazu müsste man aber keine vertragliche Regelung finden - sondern das sollten bei Bedarf alle Menschen machen, die verheiratet sind.

sueddeutsche.de: Aber in diese Richtung will Frau Pauli ja gehen.

Barwasser: Ja. Jetzt wird sie psychiatrisiert und zur völlig Bekloppten erklärt. Ich gebe zu, dass das auch ganz schwer nachvollziehbar ist. Der Kurs irritiert mich auch ein bisschen, zum Beispiel was für Vorschläge zu welchen Zeitpunkten kommen.

Bei mir war das ja ein satirischer Gedanke. Wenn man das jetzt auch noch regelt - der Staat regelt ja eh` schon alles - das würde mir zu weit gehen. Also bitte: Das sollte jeder selber entscheiden.

sueddeutsche.de: Wie finden Sie Frau Pauli generell ? Wäre Sie Ihre Kandidatin für den CSU-Vorsitz?

Barwasser: Sie war ja mal bei mir in der Sendung und da war sie sehr charmant und zurückhaltend. Das war noch vor diesen ganzen Latex-Geschichten. Dann haben sich die Medien auf sie eingeschossen und sie hat ihrerseits wiederum den Medien immer wieder Futter gegeben, um sich auf sie einzuschießen.

Aber zu dem Zeitpunkt, als sie in der Sendung war, hatte sie ja nur Stoiber gestürzt, aber sonst nicht viel Böses getan. Sie war überraschend zurückhaltend und eine ideale Gesprächspartnerin für mich als Pelzig. Pelzig spricht ja eh' wahnsinnig gerne mit Frauen, er liebt ja Frauengespräche. Da hatte ich einen guten Eindruck von ihr.

sueddeutsche.de: Sie stammen wie Günther Beckstein aus Franken. Ist der Ministerpräsident in spe eigentlich lustig?

Barwasser: Ich kenne ihn ja nicht persönlich, aber ich habe immer wieder gehört, dass er sehr viel Humor hat. Allerdings: Bei bestimmten Themen hat der Spaß dann ein Loch bei ihm. Aber er ist ein streitbarer Mensch, was ich schon mal sehr angenehm finde. Auf alle Fälle glaube ich, dass er mehr Humor hat als sein Vorgänger. Und, dass er in einer durchaus positiven Weise uneitel wirkt. Beckstein kann sich selbst ironisieren - und das konnte ja Stoiber nicht so gut.

Ich finde auch interessant: Jetzt schlägt das Zeitalter der Franken. Ich mach das mit dem Pelzig jetzt ja schon seit 15 Jahren. Wer weiß, ob nicht ich dem Beckstein sogar den Weg geebnet habe. Da wäre ich mir nicht so sicher...

sueddeutsche.de: Noch zwei Fragen an Erwin Pelzig: Was aus dem Pelzig'schen Ideenschatz könnte Frau Pauli noch in ihr Programm übernehmen?

Barwasser: Also ich will hier doch jetzt nicht kostenlos noch mehr so tolle Ideen zur Verfügung stellen. Da soll sie sich die CDs kaufen und die Bücher. Wobei ich mich in Sachen Ehe auf Zeit nicht beklaut fühle. Vor mir gab es ja schon wichtigere Leute, die diese Idee hatten.

Ich habe neulich mal vorgeschlagen, dass erwischte Tour-de-France-Doper nicht ausgeschlossen werden, sondern ihr Fahrrad den Rest der Strecke bis ins Ziel tragen sollten. Ich habe mich auch schon sehr dafür eingesetzt, Doping komplett freizugeben. Also: Jeder kann machen, was er will, dann haben alle gleiche Chancen. Man könnte auch ökologisch korrekte Bio-Spiele durchführen. Saubere Spiele und normale Spiele. Würde vieles einfacher machen. Wer weiß, vielleicht wird das demnächst schon jemand aufgreifen.

sueddeutsche.de: Wird sich Erwin Pelzig künftig auch mit der Pauli-Episode beschäftigen?

Barwasser: Mal gucken, was aus ihr wird. Sollte sie es jetzt doch noch in den CSU-Vorsitz schaffen, als Stellvertreterin, dann wird sie ein Thema bleiben. Sie könnte auch demnächst kein Thema mehr sein. Ich glaube auch, wir Kabarettisten werden demnächst sehr beschäftigt sein mit unserem neuen Ministerpräsidenten. Das wird viel Energie kosten unsererseits ...

sueddeutsche.de: ... gerade Ihnen als fränkischem Landsmann...

Barwasser: ... Ja, klar. Ich bin begeistert.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: