Innenminister Herrmann:Premiere für Becksteins Nachfolger

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Zwei Tage nach seiner Vereidigung gibt Innenminister Joachim Herrmann sein Debüt im Landtag - und besteht die erste Prüfung.

Nur zwei Tage nach der Vereidigung des neuen Kabinetts von Günther Beckstein (CSU) wollte die Opposition im Landtag die Neulinge das erste Mal auf Herz und Nieren prüfen.

Joachim Herrmann feierte seine Premiere als Innenminister - und war nervös, in die großen Fußstapfen Becksteins zu treten. (Foto: Foto: dpa)

Vielleicht hatten die Grünen am Donnerstag auch auf einen gewissen Vorführeffekt gehofft, als sie gleich um neun Uhr den neuen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zur Ministerbefragung über die umstrittene Polizeireform ins Plenum zitierten.

Zur Polizeireform hatte Herrmanns Vorgänger Beckstein schon unzählige Male im Maximilianeum Bericht erstatten müssen. Für Herrmann war es eine Premiere. Wer aber geglaubt hatte, er werde mit dem Thema auf dem falschen Fuß erwischt, hatte sich geirrt. "Ich habe das von Anfang an rauf und runter diskutiert", sagte der Ex-CSU-Fraktionschef später.

Und doch war der neue Minister, der in die großen Fußstapfen Becksteins tritt, nervös. Noch in der Nacht - nach dem Fußballländerspiel Deutschland-Tschechien - hatte er Akten gewälzt. Und kurz vor dem Auftritt im Plenum wurde Herrmann von seinem Stab umringt und gebrieft. Dass Landtagspräsident Alois Glück (CSU) Herrmann als "Herrn Premierminister" aufrief, sich unter dem Gelächter der Abgeordneten aber umgehend korrigierte, trug zur Entspannung bei.

In die Enge treiben konnten die Grünen Herrmann mit ihren Fragen dann nicht. Ohnehin spielte sich das geplante öffentliche Kreuzverhör vor fast leeren Bänken ab. Rund 20 Abgeordnete verloren sich zu Beginn der 40-minütigen Debatte im Plenarsaal. Erst nach und nach tröpfelten die Parlamentarier ein.

Auf der Regierungsbank saß zunächst allein der neue Finanzstaatssekretär Georg Fahrenschon (CSU) und studierte Unterlagen in bunten Heftern. Herrmann hielt sich zunächst noch etwas verkrampft mit beiden Händen am Rednerpult fest, entspannte sich dann zusehends und stand zuletzt bequem mit dem Ellbogen aufgelehnt und der anderen Hand in der Hosentasche.

"Mit mir nicht", so kommentierte Herrmann Gerüchte, wonach im Zuge der Polizeireform angeblich rund 150 Inspektionen nachts geschlossen werden sollten. Überhaupt sei der Personalstand bei der Polizei in Bayern so hoch wie nie zuvor, rief er mit fester Stimme. Augenwischerei aber ließ die Opposition nicht zu.

Der SPD-Abgeordnete Stefan Schuster wies Herrmann mit ruhiger Stimme darauf hin, dass auch die Bevölkerung im Freistaat stetig wachse. Auf die Einwohner gerechnet, gebe es damit weniger Polizisten als früher. Dafür halte Bayern aber seine Spitzenstellung bei der geringsten Verbrechensquote und der höchsten Aufklärungsquote aller Länder, warf Herrmann ein. Am Ende hörten nur noch wenige zu. Die Debatte verlor sich im allgemeinen Gemurmel.

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