Hungerlohn für Saisonarbeiter:Justiz ermittelt gegen Gemüsebauer

Mit 3,50 pro Stunde soll ein Landwirt bei Nürnberg seine Arbeiter abgespeist haben - und sogar um diesen kargen Lohn soll er sie zum Teil noch geprellt haben.

Wegen der Ausbeutung von Saisonarbeitern und Sozialversicherungsbetrug ist ein Nürnberger Gemüsebauer ins Visier der Justiz geraten. Der Firmenchef habe 24 beschäftigten Rumänen lediglich einen Hungerlohn von 3,50 Euro pro Stunde gezahlt.

Erntehelfer sind keine Großverdiener - doch 3,50 sind selbst in dieser Branche unüblich. (Foto: Foto: dpa)

Dieser sei auch noch gekürzt worden, wenn Großhändler die Ware wegen Mängeln nicht abgenommen oder die Arbeiter zu langsam gearbeitet hätten, berichtete das Hauptzollamt Nürnberg. Zudem bestehe der Verdacht, dass der Landwirt für seine Saisonkräfte keine Sozialbeiträge an die Sozialversicherungen abgeführt habe.

Als katastrophal habe sich bei einer Durchsuchung die Unterbringung der Saisonkräfte erwiesen. In den Matratzenlagern, die in gestapelten Containern untergebracht waren, hätten sich zwei Personen eine Matratze teilen müssen. Warmes Wasser habe es in dem Quartier nur zeitweise gegeben.

Für die Nutzung eines Kühlschranks habe der Landwirt von jedem 25 Euro kassiert. Der Gemüsebauer habe seinen Betrieb im sogenannten Nürnberger Knoblauchsland.

Die Missstände waren aufgeflogen, nachdem der Landwirt vier Rumänen die Auszahlung des ihnen noch zustehenden Lohns verweigert hatte. Mit Hilfe eines dolmetschenden Taxifahrers gingen die Rumänen daraufhin zum Hauptzollamt. Dieses veranlasste umgehend eine Überprüfung des Betriebs.

Eigene Aufzeichnungen der Rumänen ergaben, dass der Gemüsebauer nur 72 der 261 geleisteten Arbeitsstunden entlohnt hatte. Die Saisonkräfte selbst hätten eingeschüchtert gewirkt. Die am Körper getragenen Stundenaufzeichnungen hätten sie erst herausgegeben, als sie verstanden, dass die Zollbeamten ihnen helfen wollten.

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