Hooliganismus:Fußball-Verband baut gegen Gewalt vor

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In der bundesweiten Gewaltskala auf Fußballplätzen liegt Bayern auf dem vorletzten Platz. Dennoch wird die Gewaltprävention intensiviert.

Christoph Kappes

Noch gibt es in den Ligen der Fußballamateure Bayerns angeblich keine strukturellen Gewaltprobleme, doch der Verband will sich für den Ernstfall wappnen: Noch-Innenminister Günther Beckstein hat am Freitag mit dem Präsidenten des Bayerischen Fußballverbands (BFV), Rainer Koch, eine Vereinbarung zur Gewaltprävention in den Stadien der Fußballklassen unterhalb der Profiligen unterzeichnet.

Für die vergangene Saison verzeichnet die Statistik bei 342 Begegnungen in der Bayernliga 16 Straftaten: In vier Fällen kam es zu Körperverletzungen, bei den übrigen Delikten handelt es sich um Sachbeschädigungen, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte oder Verwendung von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen.

19 Straftaten bei 1000 Spielen

Bei den ungefähr 1000 Spielen der Landesligen wurden 19 Straftaten verfolgt, darunter fünf Körperverletzungen.

Bayern liegt damit auf der bundesweiten "Gewaltskala" auf dem vorletzten Platz, nur in Hessen geben Hooligans weniger Anlass zur Sorge.

Die nun unterzeichnete Vereinbarung zwischen Staatsregierung und BFV sieht eine intensivere Kooperation mit der Polizei vor sowie den Einsatz "szenekundiger Beamter".

Jeder Verein soll Sicherheitsbeauftragte benennen, und es werden öffentlich-rechtliche Stadionordnungen erlassen. "Wir haben keine aktuelle Krisenlage", sagt Koch, aber man wolle "für den Ernstfall gerüstet sein".

Vorfall in der vergangenen Saison

Bereits vergangenes Wochenende ließ der BFV das Bayernliga-Heimspiel der zweiten Unterhachinger Mannschaft gegen die Spielvereinigung Hof vom kleineren Stadion an der Grünauer Allee in den Sportpark verlegen - wegen eines Vorfalls in der vergangenen Saison.

"Im Rückblick war das wohl etwas hochgerüstet", sagt Reinhold Betzendörfer, Sicherheitsbeauftragter von Unterhaching. Die Mehrkosten beziffert er auf knapp 800 Euro. "Hochgekocht, absoluter Unsinn", sagt Rainer Denzler, Vorsitzender des Hofer Vereins. Er habe bei dem Spiel vergangenes Jahr, als Hofer Fans Rauchbomben auf den Platz geworfen haben sollen, neben Koch gestanden, beide hätten den Vorfall aber nicht unmittelbar beobachtet, sagt Denzler.

Bei den Tätern habe es sich, vermutet zumindest Denzler, nicht um Fans aus Hof, sondern um Rowdys aus Ostdeutschland gehandelt, die sich häufiger unter die Fans örtlicher Vereine, vor allem in der Landesliga Nord, mischten, so Denzler.

"Mit minimalem Aufwand hinzukriegen"

Das Problem sei aber "mit minimalem Aufwand hinzukriegen", betont er. Die neuen Sicherheitsmaßnahmen hält Denzler für "ein persönliches Hobby des Herrn Koch".

© SZ vom 29.9.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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