Honorarstreit:Sprechstunde nur gegen Bares

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Künftig könnte der Arztbesuch teuer werden: Frauenärzte wollten Kassenpatientinnen nur noch gegen Vorkasse behandeln. Der Verband der Ersatzkassen hat sie bereits davor gewarnt.

Mike Szymanski

Der Besuch beim Frauenarzt kann in Bayern für Kassenpatientinnen eine teure Angelegenheit werden. Nach dem Willen ihres Verbandsvorsitzenden Peter Hausser sollen die Mediziner im Freistaat künftig Geld für Behandlungen verlangen, die bisher die Kassen bezahlt hatten.

Frauenärzte wollten Kassenpatientinnen nur noch gegen Vorkasse behandeln. Der Verband der Ersatzkassen hat sie bereits davor gewarnt, die Behandlungen selbst zu zahlen. (Foto: Foto: AP)

Spezielle Ultraschalluntersuchungen etwa gibt es dann nur noch nach Vorkasse. "Wir können nur noch Leistungen anbieten, bei denen wir nicht draufzahlen", sagte Peter Hausser, Landesvorsitzender der Frauenärzte. Noch diese Woche will er die Ärzte im Verband über diesen drastischen Schritt informieren.

Seit Jahresbeginn gelten neue Honorarregeln. Sie sind zusammen mit dem Gesundheitsfonds in Kraft getreten. Seither sind die niedergelassenen Ärzte in hellem Aufruhr. Sie erwarten dramatische Umsatzeinbußen von bis zu 50 Prozent. Am schlimmsten trifft es offenbar die Fachärzte.

Ambulante Operateure und Therapeuten begehrten schon auf, jetzt greifen die Frauenärzte zu zweifelhaften Mitteln und setzen sich an die Spitze des Protests. "Wir arbeiten am unteren Ende der Einkommensskala", rechtfertigt Hausser sein Vorgehen. "Die neuen Honorarsätze gefährden unsere Existenz."

Für die Behandlung einer Patientin, die mit akuten Beschwerden in die Praxis komme, könne der Frauenarzt nach Verbandsangaben neuerdings nur noch knapp 16 Euro im Quartal abrechnen. Bis Januar hätten Mediziner noch das Dreifache bekommen. Die Lösung der Frauenärzte: Jetzt sollen die Patientinnen erst zahlen und sich dann das Geld von ihren Krankenkassen zurückholen.

Die Frauenärzte wollen Patientinnen alle Untersuchungen und Eingriffe in Rechnung stellen, bei denen nach Berechnungen des Verbandes das Honorar nicht ausreiche, sagte Hausser. Leistungen wie Krebsfrüherkennung oder Untersuchungen während der Schwangerschaft seien von der Protestaktion nicht betroffen, betonte Hausser.

Die Patientinnen kommen in eine schwierige Lage. Der Verband der Ersatzkassen hat sie bereits davor gewarnt, die Behandlungen selbst zu zahlen. Dort denkt man gar nicht daran, die Rechnung zu begleichen. Im Streit zwischen Fachärzten, Krankenkassen und der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) über die Umstellung der Honorarregeln drohen die Kranken völlig unter die Räder zu geraten.

Dabei ist es nicht so, dass neuerdings weniger Geld zur Verfügungsteht. Alle Kassenärztlichen Vereinigungen in Deutschland haben mit Jahresbeginn mehr Geld für die ärztliche Versorgung bekommen - aber es kommt nicht bei allen Ärzten gleichermaßen an. Einer Sprecherin der KVB zufolge wird außerdem ein großer Teil des Geldes als Rücklage einbehalten, um später korrigierend eingreifen zu können. Für dieses Vorsorgedenken haben wiederum die Krankenkassen wenig Verständnis.

© SZ vom 07.01.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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