CSU-Chef Horst Seehofer hat jüngst der SPD empfohlen, sie solle aus der großen Koalition aussteigen, wenn ihr die Richtung nicht mehr passe. In Wirklichkeit wäre es an der Zeit, dass die CSU die Koalition verlässt.
Die einst überwiegend seriöse bayerische Staatspartei erhält unter Seehofer immer mehr Züge eines populistischen Krawallvereins. Etliche Positionen, die man früher vertreten hat, von der Steuer- über die Agrar- bis zur Gesundheitspolitik, werden in täglich neuen Varianten über Bord geworfen.
Ob es gegen Merkel, Müntefering oder den Gesundheitsfonds geht, ist egal. Hauptsache, es geht gegen irgendwen.
Horst Seehofer nämlich hat Angst, dass ihm noch mehr Wähler davonlaufen könnten, als das schon bei der vergangenen Landtagswahl der Fall war. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Europawahl am 7. Juni gerade für die CSU schlecht ausgeht, ist groß.
Die Partei hat sich in Bayern nach wie vor nicht erholt, bei Europawahlen gibt es traditionell eine niedrige Wahlbeteiligung, und der Termin fällt zu allem Überfluss auch noch in die bayerischen Pfingstferien.
Sowohl Freie Wähler als auch die FDP haben sich in Bayern als ernsthafte Konkurrenten der CSU etabliert. Das fiel nicht schwer, denn die Stoiber-CSU hatte sich selbst demontiert, und die Seehofer-CSU gewinnt kein Profil.
Das Erfolgsgeheimnis der CSU lag früher darin, dass sie auf der Basis fester Standpunkte ein breites Zelt spannen konnte, unter dem sich viele verschiedene Gruppen der Gesellschaft wiederfanden.
Etliche dieser Standpunkte geben Seehofer, Söder und Kameraden nun auf, weil sie durch Attacken und Lautstärke zu punkten versuchen. Dabei merken sie nicht, dass hinter ihnen das breite Zelt zusammenfällt.