Gesundheitswesen:AOK und Ärzte richten Plattform gegen Betrug ein

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Betrügerische Abrechnungen kosten die Krankenkassen jährlich Millionen. Auf einer neuen Homepage kann man auch anonyme Hinweise gegen Betrüger geben.

Dietrich Mittler

Betrügerischen Ärzten und Patienten soll jetzt früher das Handwerk gelegt werden. Dazu haben die AOK Bayern und die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) im Internet eine gemeinsame Kommunikations-Plattform eingerichtet, auf der Hinweisgeber ihren Verdacht äußern können - auf Wunsch auch anonym.

Screenshot der neuen Plattform "Gemeinsam gegen das Schweigen". (Foto: Foto: www.aok.de/bayern)

Zu den typischen Delikten im Gesundheitswesen zählen unter anderem der Chipkarten-Betrug, Falschabrechnungen durch Ärzte sowie die Abgabe minderwertiger Produkte oder die Fälschung von Rezepten.

"Versicherungsbeiträge dürfen nicht in den falschen Taschen landen", sagt Helmut Platzer, Vorstandsvorsitzender der AOK Bayern, zur Einrichtung dieser Internetseite. "Das ist ein wichtiger Schritt zu mehr Transparenz im Gesundheitswesen", betont KVB-Chef Axel Munte.

Bislang sind auf der neuen Plattform - erreichbar unter www.aok.de/bayern oder www.kvb.de - nur fünf Beiträge angekommen. "Zum größten Teil sinnlose Beschwerden", sagt KVB-Bereichsleiter Peter Einhell, zuständig für die Abrechnung ärztlicher Leistungen. Einer habe sich zum Beispiel über die "Denunzianten-Plattform" beschwert. "Wir sind davon ausgegangen, dass sich hier einige austoben", sagt Einhell. Dennoch sei die Plattform ein wichtiges Hilfsmittel, Betrügern auf die Spur zu kommen.

Allein durch den Missbrauch der Chipkarte gehen Bayerns Gesundheitswesen im Jahr schätzungsweise 150 Millionen Euro verloren. Die KVB betreibt seit Ende 2004 eine "Stelle zur Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen", die in Straubing angesiedelt ist. Diese kam zum Beispiel einem Arzt auf die Spur, der angeblich in Ostbayern ein Medizinisches Versorgungszentrum aufbaute, in Wirklichkeit aber in einer anderen, weit entfernten Stadt an einem Krankenhaus arbeitete.

Der Arzt wurde bei der Staatsanwaltschaft wegen Betrugs angezeigt. Der Großteil der in Bayern tätigen Ärzte rechne aber seriös ab. "So wahnsinnig viele Missbrauchsfälle sind es letztlich doch nicht", sagt Einhell.

© SZ vom 22.01.2008/maru - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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