Gedenken an Bombennacht von 1944:Nazis auf dem Rathausplatz

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800 Augsburger haben sich im Zentrum einem Aufmarsch von 50 Neonazis entgegengestellt. Anlass war der Jahrestag der Bombardierung Augsburgs.

Mike Szymanski

Ein Neonazi-Aufmarsch hat am Montagabend in Augsburg die öffentliche Gedenkfeier für die Opfer der Bombennacht vom 25. Februar 1944 überschattet. Begleitet von einem großen Polizeiaufgebot zogen 50 Rechtsextreme um kurz nach 20 Uhr durch das Stadtzentrum und hielten für eine Zwischenkundgebung auf dem Rathausplatz. Im Rathaus hatte kurz zuvor Oberbürgermeister Paul Wengert vor 350 geladenen Gästen an jene Kriegsnacht erinnert, in der mehr als 700 Bürger starben und Tausende obdachlos wurden.

Wengert sagte: "Es ist unerträglich, dass während dieser Veranstaltung Neonazis in Augsburg marschieren." Versuche der Stadt, den Aufmarsch der rechten Gruppierung "Nationale Opposition" noch zu verbieten, waren am Montag mit dem Verweis auf das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit vor Gericht gescheitert.

800 Gegendemonstranten

Gegen Abend hatten sich auf dem Rathausplatz 800 Bürger versammelt, um gegen den Aufmarsch der Rechten zu protestieren. Als die Neonazis den Rathausplatz erreichten, gingen deren Parolen in einem lautstarken Pfeifkonzert unter. Nach Polizeiangaben wurden sieben Gegendemonstranten festgenommen, vier sollen mit Flaschen geworfen haben, drei waren vermummt. Gegen 21 Uhr lösten sich die Demonstrationen auf.

Zum wiederholten Mal ist Augsburg ins Visier rechter Gruppen geraten. Am Samstag hatten etwa 1000 Bürger auf dem Rathausplatz bei einem Fest der Vielfalt friedlich gegen rechte Umtriebe in ihrer Stadt demonstriert. Die Staatsregierung will es Kommunen künftig einfacher machen, rechte Aufmärsche zu verbieten, und das Versammlungsrecht entsprechend überarbeiten.

Einem Entwurf zufolge sollen Versammlungen unter anderem dann verboten werden können, wenn sie an einem Tag oder Ort geplant sind, der an die nationalsozialistische Gewaltherrschaft erinnert. Augsburgs Ordnungsreferent Klaus Kirchner (SPD) begrüßt diesen Vorstoß: "Wir brauchen unbedingt dieses Gesetz."

© SZ vom 27.02.2008/maru - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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