Garmisch:Skisprungschanze wird gesprengt

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Die Garmischer reißen ein Wahrzeichen ab - die "Alte Dame" mus einem Neubau weichen.

Christian Sebald

Franz Dengg ist wehmütig ums Herz. Hunderte Male ist der 78-Jährige, der mit den Skispringern Sepp Hohenleitner und Sepp Kleisl in den Fünfzigern das "Partenkirchner Dreigestirn" bildete, die Garmisch-Partenkirchner Skisprungschanze hinuntergerast - bei Bayerischen und Deutschen Meisterschaften, aber auch bei Neujahrsspringen.

Wird abgerissen: die Garmischer Schanze (Foto: Foto: dpa)

Nun - in ihrem 58. Jahr - muss die "Alte Dame", wie die Garmischer ihre Schanze respektvoll nennen, einem Neubau weichen. Am Samstag wird der 125 Tonnen schwere Koloss gesprengt. "Die Zeiten sind halt so", sagt Dengg, "und was wären wir ohne richtige Schanze."

Garmisch-Partenkirchen ist mit dem Skispringen so verbunden wie wenige andere Wintersportorte. Schon an der Wende zum 20. Jahrhundert wurden am Gudiberg - dort wo heute das Olympiastadion samt Alter Dame liegt - die ersten Schanzen gebaut, wenn auch nur aus Schnee. 1922 errichtetete der Skiclub Partenkirchen seine erste feste Schanze, zu den olympischen Winterspielen 1936 folgte die Olympia-Schanze, ein 43 Meter hoher abenteuerlich anmutender Holzbau.

Als sie marode war, ließen Skiclub und Markt 1950/51 die neue Olympia-Schanze aufstellen - eine markante Stahlkonstruktion, die alsbald das Garmischer Wahrzeichen wurde. Immer wieder wurde sie modernisiert, damit sie den Anforderungen des internationalen Skiverbandes FIS genügte.

Legendär sind die Triumphe von Björn Wirkola, der dreimal hintereinander, 1967, 1968 und 1969, das Neujahrsspringen gewann. Auch den Schanzenrekord von 129,5 Metern von Adam Malysz 2001 holte keiner mehr ein. Und Sven Hannawald feierte einen seiner größten Erfolge, als er 2001/2002 als bisher einziger Skispringer alle Wettbewerbe der Vierschanzentournee auf einmal gewann.

Mit der neuen Schanze will der Skiclub an diese Zeiten anknüpfen. Sie ist ein filigraner Bau ohne Turm. Allerdings kostet sie zehn Millionen Euro. Würden Bund und Land nicht gut fünf Millionen zuschießen, könnte Garmisch sie nicht stemmen.

Derzeit beschäftigt die Garmischer aber mehr, dass der Neubau vorankommt. Schon mit dem Neujahrsspringen 2008 will man ihn einweihen. Klar, dass alle gespannt sind auf die Sprengung am Samstag. Ab 13 Uhr feiert der Markt sie mit einem Fest. Dengg wird hingehen, "obwohl's mich eigentlich nicht freut".

© SZ vom 12.04.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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