Gabriele Pauli scheidet aus:Zum Abschied kein Bedauern

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Morgen ist der letzte Arbeitstag für Gabriele Pauli. Die Fürther Landrätin scheidet nach 18 Jahren aus ihrem politischen Amt aus. Ein konsequenter Schritt.

Nach der Partei kehrt sie auch ihrem politischen Amt den Rücken: Ex-CSU-Rebellin Gabriele Pauli (parteilos) scheidet in der Nacht zum Donnerstag nach 18 Jahren als Fürther Landrätin aus. Es soll ein leiser Abschied werden: Zur Schlüsselübergabe an ihren Nachfolger um Mitternacht auf der Festung Cadolzburg ist die Presse nicht zugelassen, Interviews will sie "bis auf Weiteres" keine mehr geben. "Es ist alles gesagt und geschrieben", sagt sie dazu der Nachrichtenagentur ddp. Die frühere "CSU-Rebellin" zieht sich von der politischen Bühne zurück - ob ihr ein "Comeback" gelingen wird, ist fraglich.

Die scheidende Fürther Landrätin Gabriele Pauli (Foto: Foto: ddp)

Schon in den vergangenen Monaten war es ruhig geworden um die "schöne Landrätin". Bereits im November hatte sie nach 30 Jahren einen Schlussstrich unter ihre CSU-Mitgliedschaft gezogen. Der Austritt war letztlich nur die logische Folge der Entwicklung seit der Rückzugsankündigung von Ex-Ministerpräsident und -CSU-Chef Edmund Stoiber. In der CSU geriet die Landrätin, die beim Stoiber-Rücktritt durch ihre Bespitzelungsvorwürfe gegen die Staatskanzlei eine entscheidende Rolle gespielt hatte, mehr und mehr in die Isolation.

Schon als sie sich Ende Januar 2007 selbst als mögliche Parteivize ins Gespräch brachte, hatte sie schnell heftigen Gegenwind aus der CSU-Spitze zu spüren bekommen. Und als im April der CSU-Vorstand über Paulis Antrag auf eine Mitgliederbefragung zur Stoiber-Nachfolge abstimmte, kam die einzige Ja-Stimme von ihr selbst. Kopfschütteln bei vielen Parteifreunden hatten kurz zuvor auch die umstrittenen Magazinfotos der Landrätin in glänzenden Latexhandschuhen und mit aufgemalter, schwarzer Augenmaske ausgelöst.

Mit einem Paukenschlag schaltete sich die Parteirebellin danach im Juli in den Machtkampf um den CSU-Vorsitz ein. Überraschend kündigte Pauli an, auf dem Parteitag gegen den damaligen bayerischen Wirtschaftsminister Erwin Huber und Bundesagrarminister Horst Seehofer anzutreten. Auf nicht minder große Verblüffung und Kritik stieß Mitte September ihre Forderung nach zeitlich befristeten Ehen.

Trotz einer emotionalen Rede auf dem CSU-Parteitag Ende September vermochte es Pauli nicht, die Parteibasis für ihre Linie zu begeistern: Sie erhielt nur 2,5 Prozent der gültigen Stimmen und flog anschließend nach 18 Jahren auch noch aus dem CSU-Vorstand.

Ihre beruflichen Zukunftspläne hat die Landrätin bislang nicht genannt. In den Ruhestand kann sich die 50-Jährige jedenfalls noch nicht verabschieden: Eine Sofortpension für die Landrätin lehnte der Fürther Kreistag Medienberichten zufolge kürzlich ab. Sorgen um ihre Zukunft mache sie sich dennoch nicht, beteuerte sie. "Ich denke, meine Möglichkeiten sind breit gefächert."

Berichte, sie schreibe an einem Roman über ihre Rolle beim Stoiber-Rücktritt wies sie mehrfach zurück. Ausschließen mag sie eine Karriere als Autorin für die Zukunft aber nicht. Zu Bunte.de sagte sie: "Es müsste nicht mal ein Roman werden. Die Wirklichkeit wäre spannend genug."

Ihren Abschied aus der Politik bedauere sie nicht. "Ich würde alles noch einmal so machen. Auch die Fotos mit den Latex-Handschuhen", sagte die frühere CSU-Politikerin der Online-Ausgabe des Boulevardmagazins. Über ihre Rolle beim Sturz des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) sagte sie: "Ich habe getan, was für mich selbstverständlich war."

Wehmut zeigte Gabriele Pauli nicht. "Jetzt kann ich frei agieren", sagte die Politikerin. "Jedes Ende ist ja auch ein Neuanfang, auf den ich mich freue." Genaue Pläne für die Zukunft habe sie nicht; einen neuen politischen Anlauf schließe sie aber nicht aus.

Den bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein forderte sie auf, vor der Landtagswahl im September "eine klare Ansage über die Länge seiner Amtszeit und seine Nachfolger" zu machen. Ein Rücktritt bald nach der Wahl wäre sonst Täuschung. Pauli hatte bei den Kommunalwahlen im März nicht mehr als Landrätin kandidiert und übergibt die Amtsgeschäfte demnächst an ihren Nachfolger aus der CSU.

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