Die Fürther Landrätin Gabriele Pauli (CSU) hat sich klar vom Familienideal der CSU distanziert. "Die Ehe ist für viele eine bedeutende Lebensform, aber mit welchem Recht schreiben wir sie für alle als Modell vor?", sagte Pauli der Illustrierten Revue . "Ich stelle den Wert eines Kindes über die Ehe, jedes Kind ist ein Glück und eine Freude", betonte Pauli, die selbst Mutter einer Tochter ist.
Die Landrätin lobte dabei CSU-Vize und Bundesagrarminister Horst Seehofer, der in den vergangenen Wochen wegen der Geburt eines unehelichen Kindes in die Schlagzeilen geraten war, als hervorragenden und sehr kompetenten Politiker mit gutem Herzen.
"Sein Weg ist mutig, denn er zeigt eines auf: Er lebt, was er für richtig hält. Wir alle haben ein kostbares Gut, ein Geschenk des Himmels: Unser Leben. Dieses müssen wir für uns leben, nicht danach, was andere darüber denken."
Seehofers Situation sei nicht schwierig, sie werde schwierig durch die Erwartungen, die viele an ihn stellten. "Wir sollten jeden ermuntern, zu sich zu stehen, anstatt die Moral so hoch zu hängen, dass viele ein Doppelleben führen", sagte die CSU-Politikerin.
Sie wünsche dem Bundesagrarminister "Mut und Gottvertrauen, seine eigenen Lösungen zu finden". Seehofer leiste damit der Gesellschaft einen "großen Dienst".
Pauli will wie Seehofer und Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber auf dem Parteitag im Herbst für den CSU-Vorsitz kandidieren.
Auf dem Parteitag soll auch das neue Grundsatzprogramm der CSU verabschiedet werden. Das Positionspapier der CSU-Grundsatzkommission zur Familienpolitik stellt Ehe und Familie weiterhin als Leitbild in den Mittelpunkt, weist aber zugleich darauf hin, "dass wir unsere Ideale und Ziele oft nicht dauerhaft verwirklichen können".