Gabriele Pauli:Immer für eine Überraschung gut

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Mehr als 30 Jahre hat Gabriele Pauli der CSU angehört - und der Partei in den letzten Monaten das Leben schwer gemacht. Jetzt erklärte sie ihren Parteiaustritt.

In einem Hochglanzmagazin posierte sie mit Latex-Handschuhen und Perücke, und in einem Hochglanzmagazin kündigte sie nun auch ihren Austritt aus der CSU an: Gabriele Pauli ist immer für eine Überraschung gut. Die attraktive 50-jährige Fürther Landrätin strapazierte die Nerven ihrer Parteifreunde in den vergangenen Monaten mehr als einmal. Das Aufatmen in der CSU dürfte groß sein, wenn sie der Partei, der sie seit mehr als 30 Jahren angehört, nun den Rücken kehrt.

Gabriele Pauli: Anfangs hatte sie in ihrem Feldzug gegen Edmund Stoiber noch zahlreiche Unterstützer. Zuletzt war sie als Alleinkämpferin unterwegs. (Foto: Foto: dpa)

Zuletzt hatte Pauli mit ihrer Kandidatur für den CSU-Parteivorsitz für gehörigen Wirbel gesorgt. Obwohl chancenlos, zog sie die meiste Aufmerksamkeit der Medien auf dem CSU-Parteitag Ende September in München auf sich.

Die Delegierten ließen sie freilich links liegen und bescherten ihr mit nur 24 Stimmen (2,5 Prozent) eine derbe Abfuhr. Das Wahlergebnis und die Art und Weise, wie Pauli auf dem Parteitag isoliert war, dürften ihr klargemacht haben, dass sie in der CSU keine Zukunft mehr hat. Der Traum von höheren Ämtern, gar von einem Kabinettsposten, war endgültig ausgeträumt.

Dabei hatte die Kommunalpolitikerin in der Bevölkerung und auch in ihrer Partei zunächst viel Zustimmung erhalten, als sie sich im vergangenen Jahr als erste mit ihrer Kritik an Ministerpräsident und CSU-Chef Edmund Stoiber aus der Deckung wagte und seinen Rückzug forderte. Ihr selbstbewusstes und unabhängiges Auftreten beeindruckte die Öffentlichkeit.

Doch Pauli schien das große Interesse an ihrer Person allmählich zu Kopf zu steigen. Anstatt Gleichgesinnte hinter sich zu scharen und in der CSU für ihre Ziele zu kämpfen, tingelte sie durch Talkshows, formulierte wolkige Positionen und wurde immer unberechenbarer.

Spätestens mit ihren Latex-Fotos und ihrer Forderung nach einer "Ehe auf Zeit" machte sie sich in der CSU unmöglich.

Zuvor hatte Pauli 17 Jahre lang eher unauffällig als Landrätin in Fürth gewirkt. Auch im CSU-Vorstand, dem sie bereits seit 1989 angehörte, fiel sie nicht durch reformerischen Eifer auf.

Pauli wurde in Schweich an der Mosel geboren, wuchs aber in Zirndorf im Landkreis Fürth auf. Mit 17 Jahren trat sie in die Junge Union (JU) ein. Als Stipendiatin der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung promovierte Pauli 1986 zum Doktor der Politikwissenschaften - mit der Arbeit "Polit-PR. Öffentlichkeitsarbeit politischer Parteien am Beispiel der CSU".

Im Frühjahr hatte Pauli ihren Verzicht auf eine erneute Kandidatur als Landrätin im März 2008 bekanntgegeben. Wohin sie ihr politischer Weg nun führt, ob sie sich einer anderen Partei anschließt oder gar eine eigene gründet, das ist ungewiss. "Da habe ich Gottvertrauen. Da wird sich schon etwas finden", sagte sie vor einigen Wochen auf Fragen nach ihrer politischen Zukunft. Ihr Partei-Austritt könnte also nicht die letzte Überraschung gewesen sein.

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