Gabriele Pauli:Honorare für Interviews

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Laut Medienbericht soll Gabriele Pauli für ein Interview 30.000 Euro verlangt haben - und findet das völlig in Ordnung.

Die Fürther Landrätin Gabriele Pauli (parteilos) verteidigt ihre Honorarforderungen für Interviews. "Ich habe meine politische Arbeit bisher privat finanziert, das betrifft meine private Geschäftsstelle, Mitarbeiter und Gerichtskosten", schrieb Pauli auf ihrer Internetseite. Um ihre politische Arbeit fortsetzen zu können, sei es "legitim, von denjenigen, die von meinem Engagement profitieren, einen Teil zu verlangen".

Gabriele Pauli: "Ich stelle mich nicht in Ihren Dienst, sondern diene der Wahrheit und artikuliere, was viele denken und fühlen, aber nicht ansprechen wollen" (Foto: Foto: ddp)

Der Bayerische Journalisten-Verband (BJV) kritisierte Pauli scharf. In ihrem Schreiben unter dem Motto "Neue Ideen brauchen Unterstützung" argumentierte die Landrätin, viele Medien hätten damit "Millionenumsätze gemacht, meine politischen und privaten Handlungen und Meinungen darzustellen und zu kommentieren". Sie verfolge ihren politischen Weg, ohne auf Steuer- oder Parteigelder zurückzugreifen, wie das sonst üblich sei.

"Es ist nicht mein Beruf, mich vor die Kameras zu stellen, noch mein öffentlicher Auftrag", betonte die Landrätin, die vergangene Woche aus der CSU ausgetreten war. Es sei ihre private Motivation, in Deutschland wieder zu einer glaubhaften Politik zurückzukommen. Sie sei nicht abhängig von der Politik, den Medien oder der öffentlichen Meinung. "Ich stelle mich nicht in Ihren Dienst, sondern diene der Wahrheit und artikuliere, was viele denken und fühlen, aber nicht ansprechen wollen", schrieb Pauli. Deshalb gestatte sie sich, einen Teil des Umsatzes, den sie den Chefetagen der Medienwelt ermögliche, für ihre politische Arbeit zu reklamieren. "Diese Erklärung dürfen Sie übrigens kostenlos drucken", hieß es abschließend.

Die Geschäftsführerin des Bayerischen Journalisten-Verbands, Frauke Ancker, kommentierte Paulis Mitteilung mit den Worten: "Das halte ich schlicht für unmöglich. Das spricht für sich." Sie habe noch nie gehört, dass ein aktiver Politiker für Interviews Honorare verlange.

Laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel hatte Pauli ihren Austritt aus der CSU vergangene Woche um einige Tage verlegt - passend zum Erscheinungstermin der Zeitschrift Vanity Fair, die den Schritt exklusiv meldete. Die Zeitschrift soll ihr dafür ein "unwiderstehliches finanzielles Angebot" gemacht haben.

Der Focus berichtete, Pauli habe über eine Agentur für ein Interview 30.000 Euro gefordert. Ein Agent habe dabei betont, das Magazin dürfe auch Wünsche äußern, wie bestimmte Antworten ausfallen sollten. Zahle man anstandslos die 30.000 Euro, werde Pauli im Interview eventuell eher willens sein, sich für die Landtagswahl als Spitzenkandidatin der Freien Wähler ins Gespräch zu bringen oder mit einem Wechsel zur FDP zu liebäugeln. Sinke der Preis, sinke "natürlich" auch ihre Bereitschaft zu Aufsehen erregenden Antworten.

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