G8:Druck auf Schulminister Schneider wächst

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Die Landeselternvereinigung erwartet eine rasche Erleichterungen für die Schüler am achtjährigen Gymnasium.

Christine Burtscheidt

Kultusminister Siegfried Schneider stehen schwere Wochen bevor. Der Zorn des Wählers hat sich nicht zuletzt auch an der Schulpolitik der CSU entzündet. Ein besonderes Ärgernis ist nach wie vor die übereilte und wenig durchdachte Einführung des achtjährigen Gymnasiums (G8). Schneider muss handeln und zwar schnell, will er noch vor der Landtagswahl einen Stimmungswechsel herbeiführen.

Kultusminister Siefried Schneider: Von ihm erwarten sich Schüler und Eltern rasche Änderungen beim G8. (Foto: Foto: dpa)

Die Landeselternvereinigung (LEV) der bayerischen Gymnasien erwartet vom Minister bereits kommenden Samstag auf ihrer Jahresversammlung in Bad Aibling klare Worte: "Das darf keine weitere Ankündigungsrede sein, wir wollen Fakten sehen", sagt der LEV-Vorsitzende Thomas Lillig.

Lange hatte die CSU in der Bildungspolitik den Ton angegeben, nun scheint es so, als wollten die Eltern das Ruder in die Hand nehmen. Ihre Forderungsliste ist lang und enthält neue drastische Kürzungen an der Stundentafel. Von der Kultusministerkonferenz gebe es bereits Signale, wonach die Einhaltung von 265 Jahreswochenstunden kein Muss mehr sei, betont Lillig. Bayern hat das G8 einst mit 272 Stunden gestartet, nach wiederholten Kürzungen sind es derzeit 266 Stunden. Weniger will der Philologenverband als Interessenvertretung der Gymnasiallehrer auf keinen Fall, weil das einen nachhaltigen Niveauverlust bedeuten würde. Doch Lilligs Forderung heißt: "240 Stunden, das muss reichen."

Wo gekürzt werden soll, steht für die Eltern auch schon fest: in den unteren und oberen Jahrgangsstufen. 31 Unterrichtsstunden in der fünften Klasse sind aus Sicht der LEV ebenso wenig zumutbar wie jeweils 33 in der Oberstufe. Das sei schon mit dem Jugendschutz nicht vereinbar, glaubt Lillig. Gekürzt werden soll am Fachunterricht. Wie das funktionieren soll, sei jedoch Sache des Ministeriums. Auf keinen Fall werde man eine Streichung der Intensivierungsstunden hinnehmen. "Das ist inakzeptabel", erklärt Lillig. Die Stunden zur freien individuellen Förderung der Schüler galten bislang immer als Kernstück der Reform. Jüngst kündigte jedoch Ministerpräsident Günther Beckstein an, vor allem hier Abstriche vornehmen zu wollen.

Für Unmut sorgt unter den Eltern nach wie vor die Stofffülle. Der Lehrplan müsse weiter entschlackt werden. Dass eine Arbeitsgruppe unter Kultusstaatssekretär Bernd Sibler erst Ende April ein Konzept vorlegen wird, ist aus Sicht der Eltern nachrangig. Hauptsache, es habe Hand und Fuß und greife schon zum nächsten Schuljahr, sagt Lillig.

Ein klares Bekenntnis erwarte er sich von Schneider auch zur Ganztagsbetreuung. "Das muss öffentliche Aufgabe sein und kann nicht auf dem Rücken der Eltern abgeladen werden."

Nochmals grundsätzlich diskutieren will die LEV mit dem Minister über das Abitur. Die vergleichsweise hohen Anforderungen in Bayern seien nur zu rechtfertigen, wenn es langfristig ein bundesweites Zentralabitur gebe, sagt Lillig. Er forderte Schneider auf, hier mit den Pisa-Sieger-Ländern Baden-Württemberg, Sachsen und Thüringen einen Testlauf zu starten. Die Schüler sollten gemeinsam ein Abitur schreiben.

Verhandeln will die LEV auch über das geplante Fünf-Fächer-Abitur, wonach Bayerns Schüler künftig in Deutsch, Mathematik und einer Fremdsprache verpflichtend sowie in zwei weiteren Wahlfächern ihr Abitur ablegen müssen.

© SZ vom 06.03.2008/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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