Fall Mannichl:Verdächtiges Paar kommt frei

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Das vor einer Woche verhaftete Münchner Ehepaar wird heute aus der Untersuchungshaft entlassen. Die Polizeigewerkschaft fordert indes Unterstützung bei der Extremistenjagd im Internet.

Das unter dem Verdacht der Beihilfe zum Mordversuch am Passauer Polizeichef Alois Mannichl verhaftete Ehepaar soll noch heute freigelassen werden. Der Haftbefehl sei aufgehoben oder außer Vollzug gesetzt worden, sagte Polizeisprecher Peter Krämer in Regensburg.

(Foto: Foto: dpa)

Aus Ermittlerkreisen hieß es, die 22-jährige Frau und der 33-jährige Mann aus der Münchner Neonazi-Szene würden im Laufe des Tages aus der Untersuchungshaft entlassen. Der Haftbefehl sei auf Antrag der Staatsanwaltschaft aufgehoben worden.

Das Paar aus dem Umkreis der Freien Nationalisten war am vergangenen Dienstag in München festgenommen worden und saß in Regensburg und Passau in Untersuchungshaft. Ein Zeuge hatte ausgesagt, er habe das Auto der beiden am Tat-Samstag in Mannichls Wohnort Fürstenzell gesehen. Die Frau hätte mit einem Mann gesprochen, auf den Mannichls Täterbeschreibung zutreffe. Der Haftbefehl war mit dringendem Tatverdacht der Beihilfe sowie Flucht- und Verdunkelungsgefahr begründet worden.

Mannichl war am 13. Dezember beim Öffnen seiner Haustür von einem glatzköpfigen Mann mit einem Messer niedergestochen worden. Am Mittwoch vergangener Woche war gegen zwei mutmaßliche Helfer des Angreifers Haftbefehl erlassen worden. Sie wurden der Münchner Neonazi-Szene zugeordnet. Nach dem Täter wird nach wie vor in ganz Deutschland sowie in Österreich und Tschechien gefahndet.

"Der größte Tatort der Welt"

Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) hat unterdessen spezialisierte Kriminalbeamte für die Jagd auf Extremisten im Internet gefordert. Bund und Länder müssten dafür 500 Experten zur Verfügung stellen, teilte der DPolG-Bundesvorsitzende Rainer Wendt in Berlin mit.

Vor dem Attentat auf Mannichl war auf den Internetseiten von Rechtsextremisten monatelang gegen den Polizeidirektor gehetzt worden, unter anderem von der NPD. Häufig seien die Staatsschutzabteilungen in den Polizeibehörden "personell ausgeblutet" und könnten nicht auch noch im Internet ermitteln, sagte Wendt.

"Das Internet ist der größte Tatort der Welt, das gilt auch für politisch motivierte Kriminalität." Wichtig seien insbesondere Recherchen unabhängig von konkreten Straftaten, dies gebe es bislang aber kaum, kritisierte der Gewerkschaftschef.

© AP/AFP/dpa/liv/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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