Fall Mannichl:"Ich bin wütend"

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Fragen im Fall Mannichl: Auch der Verfassungsschutz hat keine Hinweise auf eine rechtsextremistische Tat - Alois Mannichl wehrt sich gegen die Zweifel an seiner Version des Attentats.

Nach dem Mordanschlag auf den Passauer Polizeichef Alois Mannichl hat der Verfassungsschutz keine Hinweise auf eine rechtsextremistische Tat. "Hätten wir Hinweise, würden wir diese sofort weiterleiten. Das ist bisher nicht der Fall", sagte Heinz Fromm, der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, der Zeitung Die Welt. Der derzeitige Ermittlungsstand erlaube noch keine abschließende Bewertung.

Alois Mannichl: "Nur weil der Polizeidirektor das Angriffsziel ist, besteht für den Täter keine Veranlassung, die Visitenkarte an der Haustür zu hinterlassen. Polizeiarbeit gestaltet sich eben manchmal schwierig." (Foto: Foto: ddp)

Mannichl war am 13. Dezember vor seinem Haus niedergestochen worden. Hinter dem Attentat wurde ein Racheakt von Rechtsextremisten vermutet, nachdem der Polizeichef in der Vergangenheit mehrfach gegen Neonazi-Aufmärsche vorgegangen war. Mannichl hatte gegenüber den Ermittlern ausgesagt, der Messerstecher habe ihm vor seiner Tat Grüße des "Nationalen Widerstands" ausgerichtet.

"Der häufig als Parole gebrauchte Begriff "Nationaler Widerstand" wird seit den Verbotsmaßnahmen in den Neunzigerjahren besonders von Neonazis verwendet, aber nicht ausschließlich", sagte Fromm der Zeitung. "Jedenfalls firmiert unter diesem politischen Label keine bestimmte Gruppe." Der Verfassungsschutz beobachtet die rechtsextreme Szene auch mit Hilfe von V-Leuten.

"So ein Unsinn"

Spekulationen über einen familiären Hintergrund des Angriffs wies Mannichl empört zurück. "Ich bin wütend", sagte er der Passauer Neuen Presse. Die Süddeutsche Zeitung und andere Medien hatten zuvor berichtet, es gebe erhebliche Zweifel, dass die Bluttat von einem unbekannten Neonazi begangen wurde. So war kritisiert worden, dass sich Mannichl als erfahrener Polizist nur vage an den Messerstecher erinnert habe.

Mannichl wehrte sich gegen diese Vorwürfe. "So ein Unsinn, es war ziemlich dunkel weil nur die Weihnachtsbeleuchtung brannte", sagte er der Passauer Neuen Presse. "Es ging mir um mein Leben - und sonst gar nichts." Die bislang erfolglose Fahndung nach dem Täter sei nicht ungewöhnlich. "Das ist ein ganz normaler Ermittlungsfall", sagte Mannichl dem Magazin Focus.

"Nur weil der Polizeidirektor das Angriffsziel ist, besteht für den Täter keine Veranlassung, die Visitenkarte an der Haustür zu hinterlassen. Polizeiarbeit gestaltet sich eben manchmal schwierig." Mannichl war vor wenigen Tagen wieder in den Dienst zurückgekehrt.

Er habe noch gewisse Ängste, da der Täter noch nicht ermittelt sei, sagte der dem Magazin. "Davon darf man sich aber nicht lähmen lassen. Ich wünsche mir soviel Normalität wie nur möglich."

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