Erzbistum München und Freising:Germering ist eben nicht Rom

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Das Erzbistum München und Freising baut in Rom ein Gästehaus für 14 Millionen Euro um. Ein Seniorenheim in Germering setzt bald die Bewohner auf die Straße, weil die Sanierung zu teuer wäre: Sie kostet etwa drei Millionen Euro. Betreiber ist zufällig die Caritas im Erzbistum.

Von Christian Krügel

Selbst für anspruchsvolle Bauherren sind 14 Millionen Euro schon eine Summe, mit der sich was Hübsches anfangen lässt. Erst recht, wenn es nur um soziale Einrichtungen geht. Ein schickes neues Kinderhaus im Münchner Osten kostet etwa nur schlappe 4,8 Millionen, bringt aber Plätze für 148 Kinder. Oder der Bauherr leistet sich ein schnuckliges Seniorenheim, in Germering zum Beispiel.

Dort setzt der Betreiber des Don-Bosco-Heimes bald die Bewohner eines solchen Hauses auf die Straße, weil ihn die Sanierung fast so teuer käme wie ein Neubau: etwa drei Millionen Euro. Dieser Betreiber ist zufällig die Caritas im Erzbistum München und Freising. Dessen Chef, Kardinal Reinhard Marx, weiß aber mit 14 Millionen Euro Besseres anzufangen, als alten Leuten ihre Heimstatt zu bewahren. Ein Haus in Rom zu sanieren, zum Beispiel.

2012 hatte das Erzbistum für 9,7 Millionen Euro ein altes Schwesternheim, nur vier Kilometer vom Vatikan entfernt, gekauft. Nach eineinhalb Jahren Begutachtung steht nun fest, dass der Umbau in ein ordentliches Münchner Hauptquartier in der Heiligen Stadt noch einmal 4,3 Millionen Euro kosten wird. Und dafür bekommt man gerade mal 17 Gästezimmer, zwei Appartements, eine Kapelle, Esszimmer und Aufenthaltsraum. Deshalb gaben die Finanzkommission des Ordinariats und das Metropolitankapitel das Geld nun frei.

Alles andere wäre ja auch kleingeistig. Denn wer will Germering schon mit Rom vergleichen? Dortige Makler sprechen von einem Anlageschnäppchen im boomenden Immobilienmarkt am Tiber. Irgendwie hilft das Geld ja auch dort Senioren: Die alten Schwestern, denen die Münchner das Haus abkauften, seien sehr froh gewesen, dass sie nun Geld bekommen, statt für die Sanierung selbst zahlen zu müssen, heißt es. Und überhaupt: Für 14 Millionen Euro gibt es andernorts noch nicht mal einen halben Bischofssitz.

© SZ vom 05.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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