Drogenfund in Oberbayern:Stoff für 630.000 Spritzen

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Nur durch Zufall sind den Ermittlern die Drogenschmuggler ins Netz gegangen. Jetzt präsentiert die Polizei den größten Drogenfund seit mehr als drei Jahren.

Manchmal sind es Kleinigkeiten, die die Polizei zu einer spektakulären Entdeckung führen. Im Fall des größten Heroin-Funds seit dreieinhalb Jahren in Bayern waren es ein bulgarisches Nummernschild, ein im Kofferraum eingeklebter Teppich und eine merkwürdige Metallplatte hinter der Stoßstange.

(Foto: Foto: ddp)

Die Metallplatte verdeckte eine Öffnung, aus der die Fahnder 125 Rauschgiftpäckchen zutage förderten: 63 Kilogramm Heroin in einem Wert von schätzungsweise 1,5 Millionen Euro.

Der Fund, der vor einer Woche auf der Autobahn A8 bei einer ganz normalen Verkehrskontrolle am Inntaldreieck nahe Rosenheim gelang, wurde am Mittwoch im Münchner Landeskriminalamt (LKA) präsentiert - in einem prall gefüllten Wäschekorb.

"Mit 63 Kilo ist das natürlich ein Klassiker", sagt Alfons Zehnter von der Polizei in Rosenheim. Seine Freude über den Sensationsfund kann er kaum verhehlen. Denn seine Kollegen konnten am 12. August in der Nachtschicht auf einen Schlag mehr Heroin sicherstellen als es Bayerns Polizei im gesamten vergangenen Jahr vermochte. Damals waren im Freistaat exakt 50,7 Kilogramm der Droge aufgespürt worden.

Aus dem auf der A8 sichergestellten Heroin hätte man 630.000 Spritzen fertigen können, erläutert LKA-Ermittler Gerald Busch. Dazu wäre das Heroin aus den 125 Päckchen - sie sehen aus wie gelbe Bausteine - mit chemischen Zusätzen gestreckt worden.

Bei den bayerischen Ermittlern gilt der Glückstreffer als Riesenerfolg. Der Fall zeige, wie viel Heroin auch über deutsche Straßen rolle, sagt Busch. Beschlagnahmt wird nur ein Bruchteil. In Ländern wie Afghanistan oder Pakistan werde Opium, der Ausgangsstoff von Heroin, auf mehr als 200.000 Hektar anagebaut. "Da können Sie sich vorstellen, wie viel Heroin im Umlauf ist."

Der Fahrer des Kurierautos sitzt in Untersuchungshaft und muss sich auf viele Jahre hinter Gittern gefasst machen. "Kein Jugendstrafrecht kommt mehr in Betracht", stellt der zuständige Traunsteiner Staatsanwalt Stefan Poller klar.

Den 22 Jahre alten Fahrer, der den Stoff zunächst mit einer Fähre nach Italien und dann über die Inntalautobahn nach Deutschland gebracht haben soll, erwarten bei einer Verurteilung mehr als zehn Jahre Haft. Um zu verdeutlichen, dass Gerichte mit Drogenkurieren nicht zimperlich verfahren, hat Poller einen Vergleich parat: Ein Lastwagenfahrer, der im März 2006 mit 100 Kilogramm Heroin an Bord in Bayern aus dem Verkehr gezogen worden war, wurde zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt.

Wer die Hintermänner sind, ist anscheinend noch unbekannt. Die bayerischen Ermittler wollen gemeinsam mit ihren Kollegen aus Bulgarien versuchen, die Drahtzieher zu stellen. Details dazu nennen sie aus ermittlungstaktischen Gründen nicht.

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