Dioxin-Skandal:Verseuchtes Fleisch auch in Bayern

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Zunächst hieß es, in Bayern sei kein Dioxin-Fleisch. Jetzt sind sechs Firmen betroffen. Der Nachweis der Belastung ist kompliziert und langwierig.

Ch. Sebald

Natürlich, sagt Andreas Zapf, der Präsident des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), natürlich sei es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis auch im Freistaat Schweinefleisch auftauchte, bei dem zumindest der Verdacht besteht, dass es mit dem Umweltgift Dioxin belastet ist.

(Foto: Foto: ddp)

"Denn die Fleischbranche ist ja sowohl zwischen den einzelnen Bundesländern als auch mit der in anderen EU-Staaten extrem verwoben", sagt Zapf, der Bayerns höchster Lebensmittelüberwacher ist. "Deshalb haben wir seit Beginn des Dioxin-Skandals damit gerechnet, dass wir auch in Bayern fündig werden."

Am Dienstagabend war es so weit. Da traf über das EU-Schnellwarnsystem die Meldung in der Erlanger Behörde ein, dass von den Betrieben in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein, die 2000 Tonnen verseuchtes Schweinefleisch importiert hatten, Lieferungen an sechs Firmen in Bayern gegangen sind.

Außerdem wurde gemeldet, dass ein Wursthersteller in Italien Mortadella nach Südbayern geliefert hatte, die dioxinverseucht sein könnte. Die Betriebe und Läden will Zapf nicht nennen, nicht einmal die Regionen, in denen sie sitzen. Nur dass es sich um kleinere Mengen handelt - "zwischen 20 und vielleicht einigen hundert Kilo" - sagt er auf wiederholtes Nachfragen. "Denn", so begründet Zapf seine Zurückhaltung, "bisher haben wir ja nur den vagen Verdacht, dass da etwas sein könnte." Was genau ist, müssen seine Spezialisten erst ermitteln. Das aber ist extrem aufwändig.

Denn obwohl die Dioxin-Belastung des Schweinefleischs die Grenzwerte um das bis zu 200-fache überschreitet, sind die Mengen des Gifts in ihm sehr gering. "Das sind Belastungen im Bereich von Pikogramm", sagt Zapf, "also Billionstel Gramm." Bei so winzigen Mengen ist der Nachweis nicht nur kompliziert. Er dauert auch vergleichsweise lange.

Frühestens in einer Woche rechnet Zapf mit Ergebnissen. Gleichwohl gibt der Mediziner Entwarnung. "Selbst wenn man jetzt einmal dioxinbelastetes Fleisch oder Wurst verzehrt hat, ist das ungefährlich", sagt er. "Denn die Grenzwerte sind so bemessen, dass man schon sein Leben lang verseuchte Lebensmittel zu sich nehmen müsste, um zu erkranken." Ansonsten rät er den Verbrauchern, einfach aufzupassen.

"Man muss sich nur das Herkunftskürzel des Fleisches ansehen, das man kaufen will", sagt er, "und es nicht nehmen, wenn auf dem Etikett IE steht." IE ist die Abkürzung für Irland. Noch einfacher sei es, Fleisch und Wurst aus regionaler Produktion zu kaufen. Zapf und seine Spezialisten fahnden derweil weiter nach Fleisch aus Irland. "Natürlich", so sagt er, "können wir auch nicht ausschließen, dass wir auf weitere Lieferungen stoßen, die ihren Ausgang in Irland hatten."

© SZ vom 12.12.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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