Dienstältester Beamter:"Ich war nur 30 Tage krank"

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So lange hat es noch keiner geschafft: Walter Donaubauer, 63, erzählt über seine 50 Jahre in Diensten des Freistaats und schwierige Momente.

Lisa Weiß

Es dürfte nicht häufig vorkommen, dass jemand 50 Jahre beim selben Arbeitgeber beschäftigt ist. Oberamtsrat Walter Donaubauer, 63, steht seit 1959 in Diensten des Freistaates Bayern. Dem Justizministerium ist kein bayerischer Beamter bekannt, der länger im Staatsdienst ist.

Walter Donaubauer (Foto: Foto: oH)

SZ: Mit 50 Dienstjahren sind Sie ja ein Beamter der alten Schule. Tragen Sie selbst noch Ärmelschoner?

Walter Donaubauer: Nein, aber ich habe das noch erlebt, 1959, als ich eingestellt wurde. Mein Vorgesetzter hat die getragen, die Schoner sahen aus wie Strümpfe mit Gummiband. Für uns Lehrlinge war das damals ulkig, wir hätten nicht geglaubt, dass es das noch gibt.

SZ: Mit 14 haben Sie bei der Post angefangen. Heute sind Sie im Justizministerium. Wie sind Sie dort gelandet?

Donaubauer: Ich habe den zweiten Bildungsweg eingeschlagen. Dann bin ich zur Justiz - ohne zu wissen, was mich erwartet. In den ersten Tagen war es ein gewisser Schock. Ich war es von der Post gewohnt, zu arbeiten. Und plötzlich saß ich einfach nur da und habe den älteren Kollegen zugeschaut.

SZ: Dann sehen Sie also noch so jung aus, weil Sie es bei der Justiz etwas ruhiger angehen lassen konnten?

Donaubauer: Nein, nein, mein Aussehen liegt an den Genen. Wir haben teilweise richtig geschuftet, gerade in den letzten Jahren ist die Arbeit viel mehr geworden. Aber ich schaffe das ganz gut, in den 50 Jahren war ich insgesamt höchstens 30 Tage krank.

SZ: Aber es gab schon Momente, die schwierig waren?

Donaubauer: Ja, zum Beispiel 1976, als ich am Oberlandesgericht beschäftigt war. Da war eine Frau nicht zufrieden damit, wie ich ihren Antrag aufgenommen habe. Sie hat mir ihren Schlüsselbund an den Kopf geworfen und ist schreiend aus dem Zimmer gerannt. Ich habe noch versucht, ihr den Bund nachzutragen, aber habe sie nicht mehr erwischt. Da habe ich dann die Polizei gebeten, ihr den Bund nachschicken zu lassen - die Dame brauchte doch ihre Schlüssel!

SZ: Sie haben zeitweise auch in der Staatskanzlei gearbeitet - unter den Ministerpräsidenten Strauß, Streibl und Stoiber. Mit wem kamen Sie denn am besten aus?

Donaubauer: Franz Josef Strauß war mir der Liebste.

SZ: Nächstes Jahr gehen Sie in Pension. Was denken Sie über ihre Nachfolger?

Donaubauer: Die Jungen betrachten den Staatsdienst oft nur als Job. Man muss sich aber mit der Arbeit identifizieren, das habe ich immer getan.

© SZ vom 05.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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