Der Fall Frank O.:Auf Schritt und Tritt überwacht

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Ähnlich wie im Fall eines Frauenmörders in Sachsen-Anhalt setzt Bayern auf die intensive Beobachtung von Sexualstraftätern.

Zwei Jahre ist es her, da gab es keinen Schritt, den Frank O. über die Schwelle seiner Tür in Quedlinburg (Sachsen-Anhalt) setzte, ohne dass ihn zwei Augenpaare taxierten. Mehrere Polizisten blieben dem freigelassenen Frauenmörder tagtäglich auf den Fersen, um Quedlinburg vor Frank O. zu schützen. Und dennoch fürchtete die ganze Stadt, dass Frank O. doch nicht nur "mittelgradig" gefährlich sei, wie zwei Gutachter befunden hatten. Jene Gutachter, deren Urteil verhinderte, dass für Frank O. nachträglich Sicherungsverwahrung angeordnet werden konnte.

An Fälle wie den von Frank O. konnte sich erinnern, wer die Reaktion des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann auf das Urteil gegen den Geretsrieder Karl D. vernahm. Hermann sprach von einem "Sonderprogramm", das auf Sexualstraftäter wie D. angewandt werde, von einer intensiven Beobachtung.

Tatsächlich hat Bayern seit zwei Jahren unter dem Titel "Heads" (Haft-Entlassenen-Auskunfts-Datei-Sexualstraftäter) ein Programm eingeführt, das die Bevölkerung schützen, gleichzeitig aber Resozialisierung ermöglichen soll. Eine Zentralstelle bei der Polizeidirektion München erfasst, wo sich der Entlassene aufhält, und informiert das Landeskriminalamt. Die Polizei observiert den Entlassenen, nicht 24 Stunden am Tag, aber doch regelmäßig.

Der entlassene Straftäter weiß das, auch frühere Opfer sind informiert. Wie weit die Öffentlichkeit davon weiß, wird im Einzelfall entschieden. Im Falle eines Mannes, der als Bademeister arbeiten wollte, erfuhr die Arbeitsagentur von der Gefahr, die von ihm ausgehen könnte. Schließlich handele es sich laut Innenministerium um ein "Risikomanagement". Hunderte Sexualstraftäter sind derzeit in der Datei geführt. Wie lange ein Mensch dort bleibt, hängt unter anderem von seiner Gefährlichkeit ab. Rückfälle würden durch Heads deutlich reduziert, heißt es im Innenministerium.

Frank O. in Sachsen-Anhalt jedenfalls ist bisher nicht rückfällig geworden. Seine Überwachung wurde schrittweise reduziert, inzwischen ganz beendet.

© SZ vom 03.03.2009/kari - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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