Demonstration in Fürstenzell:Ein Zeichen gegen Neonazis

Lesezeit: 1 min

Vor mehr als einer Woche wurde Polizeichef Mannichl womöglich Opfer eines rechtsradikalen Attentats. Nun gingen Hunderte in seinem Heimatort auf die Straße.

Mehr als eine Woche nach dem Attentat auf Alois Mannichl haben am Montagabend rund 500 Mitbürger im Wohnort des Passauer Polizeichefs gegen Rechtsextremismus demonstriert.

"Freiheit und Sicherheit gibt es nicht ohne Zivilcourage": Mit Plakaten und Kerzen demonstrieren die Fürstenzeller gegen Rechts. (Foto: Foto: dpa)

Die Menschen versammelten sich trotz heftiger Regenfälle mit Kerzen am Marktplatz von Fürstenzell zu einem stillen Protest. Die Gemeindeverwaltung hatte zwei große Transparente mit dem Aufdruck "Bürger gegen Extremismus" und "Solidarität gegen Gewalt" aufgestellt und mit Scheinwerfern angeleuchtet. Zu Beginn und zum Ende des 20-minütigen Protestes wurden die Kirchenglocken geläutet.

Viele der Teilnehmer betonten, dass es für sie selbstverständlich gewesen sei, bei der Versammlung ihre Unterstützung für Mannichl zu bekunden. In diesem Jahr hatte es in der 7800 Einwohner großen Marktgemeinde nahe Passau bereits zwei Demonstrationen gegen die NPD und gegen Neonazis gegeben. In Fürstenzell gibt es ein altes Café, das die Rechtsextremisten regelmäßig als Treffpunkt nutzen.

Unterdessen gibt es weiterhin keine konkreten Hinweise auf den Täter und mögliche Komplizen. Es sei kein weiterer Verdächtiger gefasst worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Es seien zwar weitere Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen, die "ersehnte heiße Spur" sei bislang aber nicht darunter gewesen. Mannichl war am 13. Dezember vor seinem Reihenhaus in Fürstenzell vermutlich von einem Neonazi niedergestochen und schwer verletzt worden.

Wegen des Mordanschlags hat der evangelische Landesbischof Johannes Friedrich dazu aufgerufen, noch kämpferischer als bisher gegen rechtsextremistische Umtriebe im Freistaat vorzugehen.

"Extremismus darf nirgends, erst recht nicht in Deutschland toleriert werden", sagte der Schirmherr des Bayerischen Bündnisses für Toleranz laut Mitteilung. In dem 2005 gegründeten Bündnis sind 23 Partner aus Politik, Wirtschaft und verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen vertreten.

Mannichl war am Freitag aus dem Krankenhaus entlassen worden. Beim Verlassen der Passauer Klinik rief auch er zum weiteren Kampf gegen Rechtsextremismus auf. Er werde sich nicht einschüchtern lassen und weiterhin gegen Neonazis vorgehen, hatte der 52-Jährige erklärt.

Hinter dem Anschlag wird ein Racheakt aus der rechten Szene vermutet, nachdem der Polizeidirektor immer wieder konsequent gegen rechtsextremistische Aufmärsche vorgegangen war. Ein Münchner Ehepaar sitzt bereits wegen Beihilfe zum versuchten Mord in Untersuchungshaft.

Die 50-köpfige Sonderkommission sucht noch nach drei Männern mit auffälligen Tätowierungen. Zwei der Gesuchten, darunter der mutmaßliche Täter, wurden von Zeugen relativ konkret beschrieben. Es soll sich demnach um glatzköpfige Männer im typischen Skinhead-Outfit handeln.

© dpa/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: