CSU und Rauchverbot:50 Prozent minus X

Lesezeit: 1 min

Viele Wirte sind wegen des strengen Nichtraucherschutzes sauer auf die CSU. Sie wollen der Partei einen Denkzettel verpassen - an der Wahlurne.

Traditionell will die CSU insbesondere an den Stammtischen die Wahlen gewinnen. Doch vor der Landtagswahl in drei Monaten weht ihr ausgerechnet im Umfeld der Stammtische scharfer Wind ins Gesicht.

Das Schild vor einem Münchner Raucherclub weist darauf hin: Hier darf man qualmen. (Foto: Foto: AP)

Zahlreiche Wirte und rauchende Kneipenbesucher sind wegen des Nichtraucherschutzgesetzes sauer auf die CSU und wollen der Partei an der Urne einen Denkzettel verpassen. An der Spitze steht Heinrich Kohlhuber, der Geschäftsführer des Vereins zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur, in dem sich der Protest der Gastronomen bündelt.

Das Ziel sei, die CSU am 28. September auf "50 minus X" zu bringen, droht Kohlhuber. "Wir wollen die FDP und die Freien Wähler in den Landtag bringen, damit die CSU einen Partner braucht."

Kohlhuber bezeichnet sich als traditionellen Anhänger der Christsozialen. "Ich kann 90 Prozent der Inhalte der CSU unterschreiben", sagt der 57-Jährige. Mit der immer stärkeren Einschränkung der Freiheitsrechte könne er sich aber nicht abfinden.

Ärger in der Kneipe

"Ich war immer ein treuer CSU-Wähler, aber zu dieser Landtagswahl mit Sicherheit nicht." Der zweifache Familienvater aus Wolnzach ist kein Nikotin-Fanatiker, er ist sogar Nichtraucher. "Mir geht es nicht primär ums Rauchen", sagt er. Er ist einfach überzeugt davon, dass das strenge bayerische Nichtrauchergesetz etliche Wirte im Freistaat in den Ruin treiben wird.

Deshalb wurde die Idee des Vereins geboren, der in den Lokalen "Vereinssitzungen" als geschlossene Veranstaltungen macht und so das Rauchverbot aushebelt. Angeblich hat der Verein ungefähr 76.000 Mitglieder, die sich in 2000 zu Raucherclubs umfunktionierten Gaststätten treffen.

Kohlhuber, der selbst inzwischen als Berater arbeitet, war mehr als 25 Jahre lang selbst Gastronom. "Ich habe immer Diskotheken gemacht", sagt er. Zeitweise habe er bis zu acht Tanzlokale gleichzeitig geführt.

Daher kenne er das Problem mit dem Zigarettendunst sehr genau. Wenn Raucher nicht zum Glimmstängel greifen dürfen, gebe es Ärger in der Kneipe. Ein Nichtraucherschutzgesetz lehnt Kohlhuber indes nicht grundsätzlich ab.

Denn allein auf Basis der Freiwilligkeit funktioniere der Nichtraucherschutz in der Gastronomie auch nicht, räumt er ein. "Wir brauchen eine gesetzliche Regelung, in der der Wirt aber gewisse Spielräume bekommt." Gerade die Betreiber kleiner Einraumkneipen müssten selbst entscheiden können, ob sie Rauchen erlauben oder nicht.

© SZ vom 30.6.2008/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: