CSU: Seehofer wehrt sich:"Freilich darf man über Strauß diskutieren"

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In der Debatte um den Vorbildcharakter von Franz Josef Strauß wehrt sich CSU-Chef Horst Seehofer gegen den Eindruck, er habe seiner Partei einen Maulkorb verpasst.

Nach dem Wirbel um ihre kritischen Äußerungen zu CSU-Parteiikone Franz Josef Strauß ruderte Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) erst zurück, dann tauchte sie ab. Am Mittwoch, auf dem Weg zu einer Fraktionssitzung ihrer Partei, geht sie scheinbar in die Offensive: "Sie wollen was zum Franz Josef wissen?", ruft sie schon von weitem und eilt emsigen Schrittes auf wartende Journalisten zu.

Nachdem Sozialministerin Christine Haderthauer (rechts) am Strauß-Denkmal gerüttelt hat, soll CSU-Chef Horst Seehofer (links) mit ihrem Rauswurf gedroht haben. (Foto: Foto: ddp)

Doch wer meint, nun von ihr eine Klarstellung serviert zu bekommen, warum Strauß, wie sie in einem Interview gesagt hatte, zwar "superinteressant und imponierend und faszinierend", insgesamt aber alles andere als ein Vorbild sei, irrt: "Da kriegen Sie nichts, die Debatte ist beendet", sagt sie. Und dabei bleibt es auch: "Ich habe dazu alles gesagt."

Auch sonst bemühen sich die CSU-Granden, keine weitere Diskussion aufkommen zu lassen. "Nicht mal in einem Nebensatz" sei das Thema in der Fraktionssitzung erwähnt worden, betont Fraktionschef Georg Schmid hinterher. Auch Erwin Huber zufolge ist die Strauß-Diskussion "erledigt".

"Keine Placebo-Diskussion"

Ebenso verneint CSU-Chef Horst Seehofer, dass Haderthauers verbales Rütteln am Parteidenkmal noch einmal diskutiert worden wäre. Angeblich soll Seehofer nach Haderthauers verhängnisvollem Radiointerview über ihren Rauswurf nachgedacht haben. Bestätigen will Seehofer das nicht. Vielmehr müht er sich, den Eindruck von einem Meinungsdiktat in seiner Partei zu zerstreuen. "Freilich darf man über Strauß diskutieren", beteuert er und fügt hinzu: "Aber wir führen hier keine Placebo-Diskussion." Mehr will auch er nicht dazu sagen.

Ähnlich Innenminister Joachim Herrmann: Diskutieren könne man immer über Strauß, betont dieser. Es gebe aber überhaupt keinen Grund für eine solche Debatte: "Strauß hat großartige Leistungen erbracht. Was jeder auch weiß." Strauß habe in seiner Zeit Politik gemacht: "Heute stehen wir vor neuen Herausforderungen." Ein bisschen Strauß kann dabei für Finanzminister Georg Fahrenschon nicht schaden. "Er steht mit Bild und Unterschrift bei mir am Schreibtisch", bekennt sich der 41-Jährige als Strauß-Fan.

Sicher ist sicher. Und auch Landtagspräsidentin Barbara Stamm weiß nach mehr als 30 Jahren im Landtag noch genau, wem sie ihre Karriere zu verdanken hat: "Ich bin von Strauß ins Kabinett gerufen worden. Warum soll ich da etwas sagen, das für mich nicht ins Bild passt."

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