CSU-Konzept:Eine Milliarde gegen überfüllte Hörsäle

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Bald wird es eng werden in Bayerns Hörsälen. Die CSU-Fraktion will Ansturm der Studenten vor allem mit einem Ausbau der Fachhochschulen begegnen.

Birgit Taffertshofer

Die CSU-Landtagsfraktion fordert von der Staatsregierung ein Gesamtkonzept für den Ausbau der bayerischen Universitäten und Fachhochschulen. Um den erwarteten Studentenansturm bewältigen zu können, sollen innerhalb der nächsten fünf Jahre 38.000 neue Studienplätze entstehen.

Schon heute gut besucht: Ein Hörsaal der TU München (Foto: Foto: dpa)

"Eine Hochschul-Milliarde plus X ist darauf sicher die richtige Antwort", sagte Ludwig Spaenle, der hochschulpolitische Sprecher der Fraktion. Wegen ihrer praxisorientierten Ausbildung sollten vor allem die Fachhochschulen ausgebaut werden.

Bald wird es eng werden in Bayerns Hörsälen. In den nächsten fünf Jahren strömen 80.000 Studenten mehr in die Fachhochschulen und Universitäten, ein Plus von gut 30 Prozent. Und das ist nicht nur ein kurzfristiger Spitzenwert: Nach Prognosen des Wissenschaftsministeriums bleiben die Studentenzahlen bis 2020 zwischen 20 und 30 Prozent über dem aktuellen Niveau.

38.000 neue Studienplätze

"Das lässt sich weder untertunneln noch überbrücken", stellte Ludwig Spaenle, der Vorsitzende des Hochschulausschusses am Montag klar. Bislang plant die Staatsregierung, 38.000 neue Studienplätze zu schaffen. Spaenle sagte, dass die Hochschulpolitik künftig Priorität im Haushalt des Freistaats haben müsse.

Kern der CSU-Offensive ist, dass für jede einzelne Hochschule eine konkrete Bedarfsprognose erstellt werden soll. Synergien sollen unter anderem durch eine größere Durchlässigkeit des jetzt zweigliedrigen Hochschulsystems erreicht werden. So sollten besonders gute Bachelor-Absolventen der Fachhochschulen ihren Master auch an den Universitäten machen dürfen, FH-Studenten mit einem guten Masterabschluss schließlich an den Universitäten promovieren können. Neugründungen von Hochschulen schloss Spaenle jedoch aus.

Sollen künftig, wie es Zielsetzung der Staatsregierung ist, etwa 40 Prozent eines Jahrgangs studieren, wird das nach Ansicht der CSU nur mit einem deutlich höheren Anteil an Fachabiturienten machbar sein. Statt bislang 30 Prozent sollen an den Fachhochschulen künftig 40 Prozent der angehenden Akademiker ausgebildet werden.

Beim FH-Ausbau will die CSU-Fraktion verstärkt Kommunen und Unternehmen finanziell mit ins Boot holen. Als Pilotprojekt schlug Spaenle die FH Ingolstadt vor. Der Grund: Die Stadt Ingolstadt sei "in hohem Maße flexibel und auch bereit, sich zu engagieren".

Bei den Hochschulrektoren stießen die Vorschläge der CSU auf geteilte Reaktionen: Während sich die Fachhochschulen über die überraschende Unterstützung freuten, warnten die Unichefs davor, den Ausbau der FHs zu Lasten der Universitäten vorzunehmen.

"Es kann nicht unser Ziel sein, dass wir für möglichst wenig Geld möglichst viele Absolventen produzieren", sagte Rektor Alf Zimmer, Sprecher der Universitäten. Wolle man den Wohlstand in einem rohstoffarmen Land wie Bayern erhalten, brauche man nicht nur Fachkräfte für die regionale Wirtschaft, sondern auch Forscher. Nur mit deren innovativen Ideen könne der Freistaat im nationalen und internationalen Wettbewerb bestehen.

SPD kritisiert "substanzlose Vorstellungen"

Die Landtags-SPD wirft der CSU-Fraktion vor, immer noch an Konzepten zu basteln, obwohl längst Investitionen notwendig wären. Der drastische Anstieg der Studentenzahlen sei seit Jahren bekannt, trotzdem dümpele die CSU-Fraktion "mit substanzlosen Vorstellungen an der Oberfläche herum", kritisierte die stellvertretende Hochschulsprecherin Adelheid Rupp und mahnte eine konkrete Finanzierungszusage an. Die CSU-Forderungen seien nicht ausreichend. 38.000 Studienplätze deckten angesichts des doppelten Abiturjahrgangs 2011 keineswegs den Bedarf. Viele Hochschulgebäude seien sanierungsbedürftig, es fehle an allen Ecken und Enden an Personal und auch in den Bibliotheken mangle es an Geld. "Neu ist das alles nicht, was wir von Herrn Spaenle hören, eine Offensive schon gar nicht", urteilte Rupp.

© SZ vom 05.06.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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