CSU auf Wählerfang:Politik mit Lehrerstellen

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Wieder einmal versucht die CSU, vor einer Landtagswahl bei Eltern und Lehrern mit einer Bildungsoffensive zu punkten. Doch die Partei verspricht mehr, als sie halten kann.

Christine Burtscheidt

Bildungsoffensiven sind ein beliebtes Mittel der CSU, um vor Landtagswahlen Eltern und Lehrer bei Laune zu halten. Schon in der letzten Legislaturperiode griff sie auf diese vermeintliche Erfolgsstrategie zurück.

Mehr Lehrer, kleinere Klassen - das verspricht CSU-Chef Erwin Huber. (Foto: Foto: ddp)

So genehmigte die Staatsregierung von 1999 bis 2003 bei einer "Bildungsoffensive" mehr als 2000 Lehrerstellen. Allerdings wurden parallel 1000 Jobs an den Volksschulen abgebaut, worüber sich der damalige Vorsitzende des bayerischen Lehrerverbands, Albin Dannhäuser, entsprechend mokierte.

Nun hat die CSU dem Wähler erneut einen Scheck ausgestellt. Diesmal umfasst er gut 1000 neue Stellen. Zwar ist er erst zum nächsten Schuljahr einlösbar, aber immerhin gibt es frisches Geld: 63 Millionen Euro sind es, ein "gewaltiger Schub", wie sich Finanzminister Erwin Huber am Mittwoch selbst lobte.

Die Summe wird er verschmerzen können, denn so gewaltig, wie sie klingt, wird sie sich wohl nicht im Staatshaushalt niederschlagen. Nicht weil Huber zuvor Stellen abgebaut hat, sondern weil der Arbeitsmarkt die Fachkräfte nicht hergibt.

Kein Jubel bei den Direktoren

Für die Realschulen mag die Lage noch gut aussehen. Sie können mit dem Wahlgeschenk von 200 neuen Stellen tatsächlich ihre hohen Klassenstärken senken. Zum nächsten Schuljahr werden ausreichend Referendare mit ihrem Studium fertig sein, weshalb der Lehrerverband gestern auch von "lange ersehnten Forderungen" sprach, die nun in Erfüllung gingen.

Anders schaut es jedoch an den Gymnasien aus, wo in erster Linie Pädagogen gebraucht werden. 500 neue Stellen waren den Rektoren schon versprochen. Mit dem neuen Geldsegen sollen es nun sogar 800 werden. Doch selbst dann, wenn jeder qualifizierte Pädagoge genommen wird, wie Ministerpräsident Günther Beckstein ankündigte, mehr als 500 werden im Herbst auf dem Arbeitsmarkt nicht zu finden sein.

Kein Wunder, dass die Vorsitzende der bayerischen Direktorenvereinigung, Barbara Loos, angesichts der jüngsten Beschlüsse nicht in Jubel ausbrach, sondern zur Vorsicht mahnte: "Ob sich die angekündigten Stellen im vollen Umfang besetzen lassen, wird sich erst im Sommer entscheiden."

Der akute Lehrermangel an Gymnasien lässt auch Zweifel an einem weiteren Versprechen des Kultusministers aufkommen. So hatte Schneider den Eltern versichert, er wolle auch in Zukunft ausreichend Lehrerstellen schaffen, damit alle Intensivierungsstunden zur individuellen Förderung gehalten werden können.

Schneiders Idee, nur mehr fünf statt wie bisher zehn der 14 Intensivierungsstunden ins Pflichtprogramm zu nehmen, hätte zwar den Lehrermangel verringert, aber nicht die Situation für die Schüler verbessert. Deshalb machten ihm die Eltern einen Strich durch die Rechnung.

Handlungsfreiheit - auf dem Papier

Der Kompromiss lautet jetzt: Fünf Intensivierungsstunden sind für die Schüler verpflichtend in der fünften, sechsten und siebten Klasse, weitere fünf sind eigentlich freiwillig, jedoch auf die acht Jahre verteilt verpflichtend zu nehmen.

An den Gymnasien wird es durch diese Regelung künftig das Kuriosum von freiwillig verpflichtenden Übungsstunden geben. Wie das alles genau auszulegen ist, darf von Fall zu Fall der Direktor mit seinen Lehrern, den Eltern und den Schülern aushandeln.

So stärkt die CSU die Handlungsfreiheit der Schulen - aber nur auf dem Papier. Dass es diese Eigenverantwortung nicht wirklich gibt, dafür soll ein neuer Paragraph in der gymnasialen Schulordnung sorgen.

Demnach ist den Gymnasien ein verpflichtender Nachmittagsunterricht in der fünften Klasse überhaupt nicht, in der sechsten, siebten und achten Jahrgangsstufe jeweils nur an einem Tag und in der neunten und zehnten lediglich an zwei Tagen erlaubt. Ob solche Offensiven den Wähler überzeugen, ist fraglich.

© SZ vom 4.4.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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