CSU-Affäre:Seehofer unter Beschuss

Lesezeit: 2 min

Nach Äußerungen über ihm zugespieltes Material zu Affären von CSU-Politikern werfen Parteikollegen Seehofer "Stasi-Methoden" vor. Für einige kommt er als Parteivorsitzender nicht mehr in Frage.

Nach Bericht über belastendes Material ist Bundesagrarminister Horst Seehofer (CSU) in seiner Partei in die Kritik geraten. Der Europaparlamentarier Markus Ferber äußerte sich sogar öffentlich über einen möglichen Rücktritt Seehofers als Bundesminister.

Bundesagrarminister Horst Seehofer hat Kritik von einer ganzen Latte von CSU-Mitgliedern auf sich gezogen (Foto: Foto: dpa)

Seehofer, der mit dem bayerischen Wirtschaftsminister Erwin Huber um den CSU-Vorsitz kämpft, hatte dem Magazin Stern gesagt: "Ich bin gut informiert. Ich weiß viel. Ich habe viel Material." Dies sei aber nicht als Drohung zu verstehen, betonte Seehofer aber im Gespräch mit Journalisten. Es sei nicht sein "Anliegen, von dem, was mir so alles zugespielt wird, Gebrauch zu machen".

Die Enthüllung seiner eigenen außerehelichen Affäre und der Umgang mit seiner Familie hätten ihn zwar verletzt. Aber er hielte es für "widerlich", ebenfalls das Privatleben seiner Gegner ausschlachten: Er habe das nicht getan und habe das auch in Zukunft nicht vor, sagte Seehofer.

Gleichwohl geriet der Minister ins Kreuzfeuer seiner parteiinternen Gegner. "In München wird bereits die Frage diskutiert, ob Horst Seehofer in Zukunft in der CSU überhaupt noch eine führende Rolle spielen kann", sagte der Vorsitzende der CSU-Europaabgeordneten, Markus Ferber, dem Nachrichtenmagazin Focus.

"Als Bundesminister nicht mehr tragbar"

Die Bild-Zeitung zitiert Ferber mit der Äußerung, in der Partei werde offen darüber diskutiert, ob Seehofer als stellvertretender CSU-Vorsitzender und Berliner Kabinettsmitglied "noch tragbar ist".

Der Landtagsabgeordnete Georg Eisenreich sagte, der Agrar- und Verbraucherschutzminister habe sich "für den Parteivorsitz disqualifiziert". Sein Fraktionskollege Günter Gabsteiger ging noch weiter: "Ich halte Seehofer über kurz oder lang auch als Bundesminister für nicht mehr tragbar. Erpressungsversuche lassen wir uns nicht gefallen."

Und der Landtagsabgeordnete Bernd Weiß sagte: "Wer intimes Material sammelt, arbeitet mit Stasi-Methoden." Seehofer wäre gut beraten, von sich aus sämtliche CSU-Ämter niederzulegen.

Der Europaabgeordnete Bernd Posselt wird mit den Worten zitiert: "Wer andere mit Gülle übergießt, muss wissen, dass er selbst zu stinken anfängt." Der ehemalige CSU-Vorsitzende und Bundesfinanzminister Theo Waigel kommentierte die Querelen in der Partei mit den Worten: "Es widert mich an."

Der bayerische Umweltminister Werner Schnappauf sagte im Gespräch mit Focus, es sei "nicht länger hinnehmbar, dass eine ganze Partei als moralisch verwerflich diskreditiert wird". Der Vorsitzende der Jungen Union in Bayern, Manfred Weber, erklärte: "Nach meiner Einschätzung dürfte die Entscheidung für Erwin Huber gefallen sein."

Der stellvertretende CSU-Vorsitzende Ingo Friedrich forderte Stoiber auf, er müsse nun "von seiner angekündigten Schiedsrichterrolle Gebrauch machen", um einen Stil zu wahren, der das Ansehen der CSU nicht beschädige.

© AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: