Bluttat unter Jugendlichen:14-jähriger soll Mädchen schwer misshandelt haben

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Ein 14-jähriger Junge wurde in Waldsassen verhaftet, weil er ein 13-jähriges Mädchen schwer mit einem Stein misshandelt haben soll - sie lag stundenlang blutend in einer Fabrikruine. Der Schüler hat die Tat eingeräumt und kommt nun in eine Jugendhaftanstalt.

Von Wolfgang Wittl, Regensburg

Auch zwei Tage nach der Tat ist die Stimmung in Waldsassen "sehr gedrückt", wie der Bürgermeister sagt. Die Einwohner des Städtchens in der nördlichen Oberpfalz, die stets so stolz auf das friedliche Miteinander der Kulturen waren, sind immer noch schockiert über das, was sich am Dienstagabend in ihrem Ort ereignet hat.

Ein 14-Jähriger soll eine ein Jahr jüngere Türkin derart brutal misshandelt haben, dass das Mädchen stundenlang notoperiert werden musste. Ein politisch motivierter Hintergrund sei laut Polizei wohl auszuschließen, doch die Schwere der Verletzungen lässt niemanden in der Stadt kalt.

Am Donnerstag wurde gegen den 14-Jährigen Haftbefehl wegen versuchten Mordes erlassen. Der Schüler habe die Tat eingeräumt und komme in eine Jugendhaftanstalt, erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Weiden.

Sie gingen in dieselbe Klasse

Opfer und mutmaßlicher Täter kannten sich, beide gingen in dieselbe Klasse. Ermittler gehen davon aus, dass es sich um eine sogenannte Beziehungstat handelt. Was am Dienstag genau geschah, ist im Moment allerdings nur zu vermuten. Er sei wütend gewesen, weil das Mädchen ihn beleidigt habe, habe der Jugendliche gesagt.

Nachdem das als zuverlässig bekannte Mädchen abends nicht nach Hause zurückgekehrt war, wendeten sich ihre Eltern an die Polizei, die eine sofortige Suche einleitete. Auch Freunde und Angehörige beteiligten sich daran. Etwa eine Stunde vor Mitternacht fanden sie die Schülerin in einer alten Fabrikhalle in der Nähe des ehemaligen Bahnhofs - zugedeckt mit Kartons, möglicherweise um das Mädchen zu verstecken. Zahlreiche Blutspuren sprechen dafür, dass es sich bei dem Fundort zugleich um den Tatort handelt. Die 13-Jährige soll zwar bei Bewusstsein gewesen sein, konnte aber keine Angaben zum Tathergang machen. Vermutlich lag sie bereits einige Stunden in dem Fabrikgebäude.

Verletzungen wurden dem Mädchen vor allem im Gesichtsbereich zugefügt. Knochen, Zähne und Kiefer sollen zerschmettert, der ganze Kopf voller Blut gewesen sein. Nach einer Erstversorgung in Weiden wurde die Schwerverletzte am Mittwoch mehrere Stunden im Klinikum Regensburg operiert. Ihr Zustand sei mittlerweile stabil, das Mädchen befinde sich außer Lebensgefahr, teilte ein Polizeisprecher mit.

Ein Stein als Tatwerkzeug

Fraglich ist, ob aufgrund der Entstellungen nicht weitere Operationen nötig sein werden. Als Tatwerkzeug haben die Ermittler einen Stein gesichert. Nachforschungen führten die Kripo Weiden auf die Spur des 14-Jährigen. Der junge Mann wurde am Mittwoch als dringend tatverdächtig verhaftet. Zu Einzelheiten nahm die Polizei keine Stellung, die Vernehmungen dauerten am Donnerstag noch an.

Die Schwere der Tat sowie die Jugend von Opfer und mutmaßlichem Täter setze den Menschen in Waldsassen ziemlich zu, sagt Bürgermeister Bernd Sommer. Doch es gebe auch aufmunternde Zeichen von Solidarität. Noch am Mittwoch, kurz nachdem sich das Verbrechen rumgesprochen hatte, demonstrierten deutsche und türkische Gruppen spontan für ein friedliches Miteinander. Obwohl die Aktion kurzfristig gestartet worden war, beteiligten sich immerhin 500 der knapp 7000 Bürger in Waldsassen an einer einstündigen Andacht und Lichterprozession. Die türkische Gemeinde werde vielleicht noch eine weitere gemeinsame Veranstaltung initiieren, sagt Bürgermeister Sommer. Bis dahin seien alle Gedanken bei dem 13-jährigen Mädchen.

© SZ vom 11.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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