Beziehungsdrama in Oberfranken:Bombenanschlag auf die Ehefrau

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Mißglückter Mordversuch im Auto: Als ein Sprengsatz hinter dem Fahrersitz explodiert, kommt eine Kulmbacherin mit leichten Verletzungen davon - dank des Schiebedachs.

Matthias Sander

Das Schiebedach ihres Autos sorgte vermutlich dafür, dass eine 56 Jahre alte Kulmbacherin bei einer Explosion nur leicht verletzt wurde. Die Frau war am Montagabend in einem VW Golf in Oberfranken unterwegs, als kurz nach 20 Uhr plötzlich ein Sprengsatz in dem Fahrzeug explodierte. Dank des wegfliegenden Schiebedachs konnte die Druckwelle weitgehend entweichen. Das fahrende Auto konnte die Frau noch zum Stehen bringen. Sie wurde mit Verbrennungen in ein Kulmbacher Klinikum gebracht, aus dem sie mittlerweile entlassen wurde.

Spurensicherung am Tatort: ein Beamter fotografiert den VW, in dem die Bombe detonierte (Foto: Foto: dpa)

Ein Tatverdächtiger war schnell ausgemacht: Das Opfer erzählte den Ermittlern von ihrem laufenden Scheidungsverfahren. Polizei und Staatsanwaltschaft leiteten daraufhin Ermittlungen wegen Verdachts des versuchten Mordes gegen einen 64 Jahre alten Kulmbacher ein.

Noch am selben Abend wurde der vom Opfer getrennt lebende Ehemann von Kräften des Spezialeinsatzkommandos Nordbayern festgenommen. Das bei Sprengstoff-Fällen ermittelnde Landeskriminalamt wollte bei der Festnahme auf Nummer sicher gehen, sagte ein LKA-Sprecher: "Man weiß ja nie, was so jemand noch vorhat. Da ist es besser, wenn die Kräfte explizit für solche Situationen geschult sind."

Zwei Sprengsätze waren hinter dem Fahrersitz angebracht, einer von beiden zündete. Außer dem losgelösten Schiebedach hinterließ die Explosion Schmauch- und Pulverspuren, äußerlich wurde das Auto kaum beschädigt. Die Umgebung rund um das Auto wurde abgesperrt, ein Team des Landeskriminalamtes entfernte kurz vor Mitternacht die beiden Sprengvorrichtungen.

Am Dienstagnachmittag wurde der Tatverdächtige einem Haftrichter des Amtsgerichts Bayreuth vorgeführt. Der 64-Jährige gestand die Tat. Gegen ihn wurde Haftbefehl wegen versuchten Mordes, Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und gefährlicher Körperverletzung erlassen.

Die Ermittlungen ergaben, dass der Täter die Sprengsätze selbst gebaut hatte. Sie werden nun von Technikern des LKA untersucht. In einer Zweitwohnung des im Ruhestand lebenden Elektronikers fand die Polizei mögliches Beweismaterial, jedoch keine weiteren "explosionsgefährlichen Stoffe".

© SZ vom 19.3.2008/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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