Besorgniserregender Trend:Immer mehr Kinder Nichtschwimmer

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Etwa 40 Prozent der Zehnjährigen können nicht schwimmen. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) gibt den Kommunen und Schulen die Schuld.

Angesichts einer zunehmenden Zahl von Nichtschwimmern unter Bayerns Kindern schlägt die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Alarm. "Rund 40 Prozent der Zehnjährigen können nicht schwimmen", sagte Bayerns DLRG-Präsident Dieter Hoffmann in Bamberg zu Beginn der Freibad-Saison. Vor fünf bis zehn Jahren hätten noch 95 bis 100 Prozent der Kinder schwimmen können.

Immer weniger Kinder in Bayern können schwimmen. (Foto: Foto: ddp)

Grund seien vor allem die zahlreichen Bäderschließungen durch die Kommunen. Diese wiesen die Kritik zurück. Rund 100 Bäder hätten in den vergangenen zehn Jahren im Freistaat geschlossen, schätzt Hoffmann.

"Die meisten Schwimmbäder wurden in den 50-er und 60-er Jahren erbaut und sind heute in marodem Zustand." Statt in die Sanierung zu investieren, machten die Kommunen die Bäder oftmals dicht.

Der Geschäftsführer des Bayerischen Städtetags, Reiner Knäusl, sieht die Schuld nicht bei den Kommunen. Es sei richtig, dass man mehr in Schwimmunterricht investieren müsse, räumte er ein. "Aber es ist falsch, dem Letzten in der Kette, nämlich den Kommunen, allein dafür den Schwarzen Peter zuzuschieben."

Verantwortlich für die Schwimmfähigkeit der Kinder seien die Eltern und Schulen, die für den Unterricht sorgten. "Der Vorwurf, dass Kommunen nicht in Schwimmbäder investieren, ist falsch", bekräftige Knäusl. "Natürlich gibt es aus der Zeit der kommunalen Finanzmisere einen gewissen Investitionsstau. Trotzdem wurde und wird in Schwimmbädern renoviert und saniert."

So seien in Nürnberg, Ingolstadt, Augsburg und München Bäder vor der anstehenden Saison saniert worden. Und in Ismaning, Oberschleißheim und Unterschleißheim seien Sanierungen geplant, die zum Teil mehrere Millionen Euro kosteten.

Laut Kultusministerium ist der Schwimmunterricht fester Bestandteil des Faches Sport. "Nur in bestimmten Ausnahmefällen können einzelne Unterrichtsstunden nicht erteilt werden", sagte ein Ministeriumssprecher. Dies sei der Fall, wenn Schwimmbäder vorübergehend saniert würden oder Lehrer erkrankten. Die Zahl von 40 Prozent Nichtschwimmern bezeichnete der Sprecher als ,,aus der Luft gegriffen'' und empirisch nicht belegbar.

Vielmehr habe die Schülerunfallstatistik des Bundesverbandes der Unfallkassen gezeigt, dass die Zahl der Wassersportunfälle zwischen 2000 und 2004 um 55 Prozent zurückgegangen sei. Den Grund dafür sieht das Ministerium in Erziehungsbemühungen der bayerischen Schulen.

© SZ vom 5.5.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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