Barbara Rütting:Abschied in tiefer Enttäuschung

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Deutschlands älteste Abgeordnete Barbara Rütting gibt ihr Landtagsmandat zurück - enttäuscht und ohne Abschiedsrede. Ihre Nachfolgerin ist die Tochter der Landtagspräsidentin.

Deutschlands älteste Abgeordnete Barbara Rütting (Grüne) hat sich mit 81 Jahren tief enttäuscht aus der Politik verabschiedet. Die frühere Filmschauspielerin, Tierschützerin und Expertin für gesunde Ernährung legte wie angekündigt wegen ihrer Herzbeschwerden das Mandat im Bayerischen Landtag nieder. In einer "nicht gehaltenen Abschiedsrede" machte Rütting die Politik für ihre Gesundheitsprobleme mit verantwortlich. "Erscheint einem die geleistete Arbeit zunehmend sinnlos, wird man krank", schrieb Rütting.

Barbara Rütting: Aus gesundheitlichen Gründen gibt die 81-Jährige ihr Landtagsmandat zurück. (Foto: Foto: ddp)

Sie wollte am Donnerstag eigentlich eine Abschiedsrede halten. In der Geschäftsordnung des Landtags sind jedoch weder persönliche Antritts- noch Abschiedsreden vorgesehen. Rütting hätte stattdessen im Plenum eine kurze persönliche Erklärung abgeben können, verzichtete dann aber.

In der nicht gehaltenen Rede klagt Rütting, wie wenig sie im Parlament durchsetzen konnte. Sie sei "in diesem Hohen Haus nicht mehr glücklich, sondern zunehmend frustriert und traurig - "weil ich immer mehr erkennen muss, wie wenig ich in diesem Landtag bewirken kann".

Sie warf der CSU vor, sämtliche Anträge zum Tierschutz blockiert und den Nichtraucherschutz wieder aufgeweicht zu haben. Sie habe deswegen oft "verzweifelt in meinem Büro gesessen". Das mangelnde Verständnis in so gut wie allen Parteien für den Schutz und die Rechte der Tiere sei ihr "absolut unerklärlich".

Rüttings besondere Abneigung gegen die CSU beruhte auf Gegenseitigkeit: Viele christsoziale Abgeordnete halten sie für eine ideologisch verhärtete Tierschützerin. Der fünfziger-Jahre-Filmstar (Geierwally) war bei der Landtagswahl 2003 im Alter von 76 Jahren als Späteinsteigerin in den Landtag eingezogen und wollte eigentlich nur eine Legislaturperiode absolvieren.

Ihre neuerliche Kandidatur bei der Landtagswahl 2008 gefiel auch manchen Grünen-Abgeordneten nicht, da sie damit einen Listenplatz für Jüngere blockierte. Rütting holte dann aber in Oberbayern viele Stimmen für ihre Partei.

Landtags-Vizepräsident Peter Paul Gantzer sagte bei der Plenardebatte, Rütting sei ein "belebendes Element" im Landtag gewesen. "Sie hat uns vielerlei Gedankenanstöße gegeben, manche sehr unkonventionell", sagte Gantzer.

Nachrückerin wird 38-jährige Claudia Stamm, die Tochter von Landtagspräsidentin Barbara Stamm, wie die Grünen mitteilten. Damit verliert der Landtag zwar den ehemaligen Filmstar Rütting, hat dafür aber nun eine neue Besonderheit zu bieten: Erstmals sitzen eine Mutter und ihre Tochter für zwei verschiedene Parteien im Parlament.

© dpa/ddp-bay/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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