Ausbildung:Imker vom Aussterben bedroht

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Der Beruf des Imkers ist bei den Jugendlichen wenig beliebt: Im ganzen Freistaat gibt es nur zwei Azubis - ein Arbeitsbesuch.

Die Imker in Bayern sind vom Aussterben bedroht. Das Durchschnittsalter liegt bei weit über 60 Jahren. Nachwuchs ist rar: Es gibt gerade mal zwei Jugendliche, die im Freistaat eine Ausbildung zum Imker machen.

Ein Imker aus Brandenburg, geschützt mit einem Bienenschleier, betrachtet eine mit Honig gefüllte Wabe (Foto: Foto: dpa)

Einer davon ist der 18 Jahre alte Baldwin Riedmann aus dem unterfränkischen Karbach - und dass er sich überhaupt für Bienenzucht interessiert, ist nur seinem Großvater zu verdanken. "Als ich klein war, hat er mir Bienen auf die Hand gesetzt", erinnert sich Riedmann. "Das war ein tolles Gefühl." Als sein Opa gestorben ist, hat er dem Enkel 40 Bienenvölker vererbt.

Der damals Zwölfjährige war begeistert von den etwa zwei Millionen Tieren. "Das ganze Gewusel ist einmalig", findet Riedmann. Im Gegensatz zu Katzen und Hunden seien Bienen zudem äußerst pflegeleicht. "Sie müssen nicht täglich gefüttert werden", berichtet er.

"Man muss nur einmal pro Woche nachsehen, ob alles in Ordnung ist." Riedmann hat beim Imkerverein einen Anfängerkurs belegt und die Züchter mit Fragen gelöchert. Schon bald hat er in der Schule selbst Referate über Bienen gehalten.

Zufriedene Eltern

Unaufhaltsam rückte die Frage nach der Berufswahl näher. "Ich wusste nicht, was ich werden will", erinnert sich Riedmann. Er habe mit dem Gedanken gespielt, Elektriker zu werden. Doch dann hörte sein Vater durch Zufall, dass die bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim einen Imker-Lehrling sucht.

Riedmann wusste sofort: Das ist es. Auch die Eltern waren glücklich: "Sie finden gut, dass man sich selbstständig machen kann, wenn man keinen Job findet", sagt der Lehrling. Doch da macht er sich keine Sorgen: Eine Stelle zu finden sei "gar kein Problem".

Die LWG-Leiterin des Fachzentrums Bienen, Friedgard Scharper, hätte am liebsten noch einen zweiten Lehrling. "Es braucht mehr Imker", betont die 58-Jährige. Sie hat Sorge, dass die Bienenzüchter in Bayern aussterben könnten. Dabei müsste ihrer Meinung nach jedes Dorf seinen eigenen Imker haben. "Nur dann gibt es genügend Bienen zur Bestäubung", sagt sie.

Doch für einen zweiten Azubi fehlt das Geld. "Ein Lehrling kostet zwischen 500 und 600 Euro, das muss erst einmal erwirtschaftet werden", sagt die Leiterin. Etwa 90 Prozent der rund 27.000 Bienenzüchter in Bayern sind Hobbyimker, es gibt nur wenige größere Imkereien.

Niedrige Hürden

Dabei ist im Freistaat die Hürde sehr niedrig, um Nachwuchs ausbilden zu können. "Wer Berufserfahrung mit 50 Völkern hat kann die Abschlussprüfung machen", berichtet Scharper. "Drei Jahre später kann die Meisterprüfung abgelegt werden."

Doch beim Nachwuchs mangele es an Interesse. "Die Kinder haben wenig Kontakt zu Bienen", sagt die Expertin. "Vielleicht haben sie im Fernsehen mal welche gesehen, aber das ist etwas anderes." Die Tiere müsse man live erleben. Deshalb sei sie froh über das Wahlfach Imkerei an bayerischen Schulen und über Klassenausflüge zur Imkerei.

Allerdings verheimlicht Scharper nicht, dass Bienenzüchter ein harter Job ist. "Es ist körperlich sehr anstrengend", warnt sie. Man müsse schwere Kästen heben und Futtersäcke transportieren. "Für zaghafte zierliche Geschöpfe ist der Beruf nichts."

Zudem hätten Imker sehr unregelmäßige Arbeitszeiten. "Im Sommer ist Hochsaison", betont die Fachfrau. "Da gibt es keine 40-Stunden-Woche." Denn von Mai bis Juli ist die Honigernte. Doch auch danach hat man alle Hände voll zu tun: Die Gesundheit der Bienen muss überprüft, Kästen repariert, Wachs verarbeitet und der Honig abgefüllt werden.

Dem 18-jährigen Riedmann gefällt gerade diese Abwechslung. "Jeden Morgen besprechen wir die Arbeit für den Tag", berichtet er. Nebenbei muss er jedoch Theorie büffeln: Denn Ende August ist die Abschlussprüfung. Danach will er im Winter ein Praktikum bei einer Imkerei im Ausland machen - am liebsten in Neuseeland oder Australien. Denn dann ist dort Sommer und jeder Helfer ist willkommen.

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