Aschaffenburg:Lebenslange Haftstrafe im Pizzamord-Prozess

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Als Pizzabote hatte sich ein Immobilienmakler ausgegeben, um in das Haus seines Opfers zu gelangen. Im Mordprozess verhängte das Gericht die Höchststrafe.

Der Täter klingelte und rief "Pizza". Einem ahnungslosen Familienvater, der daraufhin vor etwa einem Jahr in Hösbach im Landkreis Aschaffenburg seine Haustür öffnete, wurde das zum Verhängnis. Insgesamt 31 Mal stach der Angreifer auf ihn ein und verletzte ihn tödlich. Am Mittwoch sprach das Landgericht Aschaffenburg den angeklagten Immobilienmakler wegen Mordes schuldig und verurteilte ihn zu einer lebenslangen Haftstrafe.

Der Angeklagte gab an, aus Notwehr gehandelt zu haben. Das Gericht glaubte der Einlassung nicht. (Foto: Foto: dpa)

Die Vorsitzende Richterin Karin Offermann sprach in ihrer Urteilsbegründung vom "Vernichtungswillen" des Täters. In dem Urteil stellte das Gericht auch die besondere Schwere der Schuld fest. Damit kann der Verurteilte auch nach 15 Jahren Haft nicht mit seiner Entlassung rechnen.

Die Richter folgten mit ihrer Entscheidung der Forderung der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung hatte auf Totschlag plädiert, aber kein Strafmaß genannt. Weil der Mann auch die Ehefrau des Opfers schwer verletzte, wurde er zudem wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt.

Die Entscheidung nahm der 49-jährige Vater eines Sohnes, der in dunklem Nadelstreifenanzug zur Urteilsverkündung erschienen war, regungslos auf. Zum Prozessauftakt Anfang März hatte der damals sehr nervös wirkende Immobilienmakler die Bluttat gestanden, das Verbrechen allerdings als Notwehr dargestellt. "Ich habe Angst gehabt, Angst um meine Familie", hatte der von seiner Frau getrennt lebende Mann gesagt.

Er gab an, der 42-Jährige habe ihn monatelang bedroht. Beide Männer pflegten geschäftliche Beziehungen, hatten sich aber überworfen. Das Opfer hatte 25.000 Euro von dem 49-Jährigen verlangt. "Beide haben sich gegenseitig nichts geschenkt - anonyme Anzeigen, anonyme Anrufe, Beleidigungen, Sticheleien", sagte Richterin Offermann.

Am Tattag hatte der Makler in seinem Briefkasten einen Zettel seines Ex-Partners gefunden mit der Notiz: "Hallo Kollege, ich weiß jetzt, wo Deine Familie wohnt. Ich werde mich um sie kümmern." Da sei er durchgedreht, gab der Täter zu. Laut Gericht bewaffnete er sich mit einem 38 Zentimeter langen Küchenmesser und fuhr zum Haus des Opfers, wo er sich als Pizzalieferant ausgab.

Im Prozess hatte der Angeklagte stets beteuert, er sei zum Reden zu seinem früheren Geschäftsfreund gefahren. Als der frühere Geschäftspartner ihm die Tür öffnete, habe dieser sofort zugeschlagen. Deshalb habe er sich gewehrt. Die Kammer schenkte diesen Ausführungen allerdings keinen Glauben.

Auch die Frau des Opfers hatte im Prozess eine andere Version erzählt. Sie und ihr Ehemann hätten um ihr Leben gefleht. "Mein Mann hat gebettelt, ich habe gebettelt", schilderte die mittlerweile 37-Jährige die Ereignisse. Nach der Attacke auf ihren Mann habe der gelernte Metzger auch sie und ihre Kinder angegriffen: "Er wollte meine Kinder umbringen." In dem Gerangel war es der Frau dennoch gelungen, die Polizei zu alarmieren.

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