Anklage nach Gasexplosion von Lehrberg:Ein tödlicher Fehlgriff

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Gegen einen Gasmonteur wurde Anklage erhoben, weil er falsches Werkzeug verwendet hat - fünf Menschen mussten mutmaßlich wegen dem verkehrten Handgriff sterben.

Neun Monate nach der verheerenden Gasexplosion im mittelfränkischen Lehrberg hat die Staatsanwaltschaft in Ansbach Anklage gegen einen Gasmonteur erhoben.

Der zerstörte Ortskern von Lehrberg in Mittelfranken: Bei der Flüssiggasexplosion waren fünf Menschen getötet worden. (Foto: Foto: dpa (Archiv))

Der 43-jährige Mann hatte kurz vor der Explosion am 22. September 2006 einen Flüssiggastank im Ortszentrum repariert und dabei das falsche Werkzeug verwendet, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag mit.

Die Anklage lautet auf fahrlässiges Herbeiführen einer Explosion, fahrlässige Tötung in fünf Fällen und fahrlässige Körperverletzung in elf Fällen. Eines der schwer verletzten Opfer starb mehrere Wochen nach der Explosion. Fünf leicht verletzte Opfer wurden in der Anklage nicht berücksichtigt.

Der Monteur sollte am 22. September vergangenen Jahres ein undichtes Füllventil an dem in der Erde vergrabenen Gastank reparieren. "Um es nachzuziehen, verwendete er pflichtwidrig und entgegen der Sicherheitsvorschriften seines Arbeitgebers einen Druckluftschrauber statt eines Handgeräts, nämlich einer Knarre oder eines Gabelschlüssels", heißt es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft.

Nach einem erfolglosen ersten Versuch setzte der Arbeiter den Schlagschrauber erneut an. Dabei sei ihm jedoch entgangen, dass er aus Versehen einen Hebel umgelegt und damit die Drehrichtung verändert hatte. So drehte er das Ventil vollständig aus dem Tank.

Mit sechs bar Druck strömte das Propangas aus dem Behälter - 1,2 Kilogramm pro Sekunde. 19 Minuten später hatte sich ein zündfähiges Gas-Luft-Gemisch rund um den Tank gebildet.

Ein Teil davon hatte sich nach früheren Angaben von Versicherungsexperten auch im Mehlbunker einer Bäckerei in der Ortsmitte gesammelt, wo es sich schließlich entzündete. Der Auslöser für die Explosion lässt sich den Angaben zufolge nicht mehr ermitteln.

Bei dem Unglück starben der Bäckermeister, seine Mutter und drei Bäckereimitarbeiter, als das Gebäude über ihnen einstürzte. Warum sie das Anwesen trotz Warnungen nicht verlassen hatten, konnte nicht geklärt werden. Weitere elf Menschen hatten zum Teil schwere Verletzungen erlitten.

Der Seniorchef einer benachbarten Metzgerei starb rund sechs Wochen nach dem Unglück. Bis heute ist unklar, ob der Tod des 77-Jährigen auf die Verletzungen zurückzuführen ist, die er sich bei der Explosion zugezogen hatte. Durch die Detonation wurden 50 Häuser teils schwer beschädigt. Der Schaden beträgt rund vier Millionen Euro.

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