Animationsfilm geplant:Kuh Yvonne wird Kinostar

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Die spektakuläre Flucht von Kuh Yvonne war vor allem eines: filmreif. Jetzt soll die Flucht des freiheitsliebenden Tieres ins Kino kommen. Doch während der Gründer von Gut Aiderbichl auf ein pädagogisches Lehrstück hofft, basteln die Produzenten bereits an einer ganz besonderen Liebesgeschichte.

Wolfgang Wittl

Das Streben nach Freiheit, unerfüllte Liebe, ein Happy End: Das ist großes Kino, das ist der Stoff für Hollywood. Ist die Hauptrolle ferner einem Tier vorbehalten, kann überhaupt nichts schiefgehen; erst recht nicht, wenn "die Geschichte so gut ist, dass man sie gar nicht glauben kann", wie Jürgen Nietmann schwärmt.

Cow on the run: 92 Tage war Yvonne auf der Flucht, bevor sie am 2. September bei Stefanskirchen eingefangen wurde - eine filmreife Story. (Foto: dpa)

Es ist die Geschichte der Kuh Yvonne, die im vergangenen Sommer die halbe Welt an ihrer 92-tägigen Flucht durch Oberbayerns Wälder teilhaben ließ. Die New York Times etwa berichtete ganzseitig. "Eigentlich ist das schon ein fertiger Film", sagt Nietmann, der jetzt nur produziert werden müsse. 2014 soll das Werk in die Kinos kommen - mit prominenter Unterstützung aus den USA.

Ausführender Produzent des Films wird Max Howard sein, der bei Disney Kinohits wie Arielle die Meerjungfrau, Die Schöne und das Biest und Der König der Löwen verantwortet hat. Die Idee freilich entstand in der Münchner Produktionsgesellschaft Papa Löwe ( Tigerentenbande), deren Herstellungsleiter Nietmann ist. Ein Anwalt stellte den Kontakt her, Ende 2011 trafen sich Howard und die deutschen Filmemacher zum ersten Gespräch, im Januar 2012 folgte der erste Besuch bei Yvonne auf Gut Aiderbichl bei Deggendorf.

Die Kuh habe die Gäste erst misstrauisch beäugt, sich dann aber sogar streicheln lassen, erinnert sich Michael Aufhauser. Der Gründer des Gutes reagierte etwas sensibler: "Ein Schock" sei das Filmangebot gewesen. Auf Gut Aiderbichl sind Schreiner gerade damit beschäftigt, Yvonnes Weide ausbruchsicher zu gestalten.

Und nun die freiheitsliebende Kuh für Filmaufnahmen noch einmal in den Wald zerren? Eine weitere Flucht riskieren? Niemals! Zu frisch waren Aufhausers Erinnerungen an Reporter, die im Sommer täglich das Bulletin zur Beschaffenheit von Yvonnes Kuhfladen abfragten. Erst als ihm erklärt wurde, dass es sich um einen Animationsfilm handele, willigte er ein.

Das erste Treatment - die Vorstufe des Drehbuchs - ist nun fertig, der Arbeitstitel lautet Cow on the run. Derart penibel erkundigten sich die Autoren nach Yvonne, dass sich Aufhauser an den "Status eines Polizeiverhörs" erinnert fühlte. Die Mühe lohnt sich: 30 Millionen Euro beträgt das Budget, von dem Gut Aiderbichl einen Garantiebetrag sowie eine Gewinnbeteiligung erhalten wird.

Auf den zum Gut gehörenden Gnadenhöfen in vier Ländern kümmern sich 250 Mitarbeiter um etwa 3800 Tiere, davon 400 Rinder. Das Geld solle ausschließlich in den Unterhalt der 20 Höfe fließen. Zugleich verknüpft Aufhauser mit dem Film ein ideelles Ziel. Er wünsche sich, dass auf kindgerechte Weise der falsche Umgang mit Tieren thematisiert werde - zum Beispiel barbarische Transporte oder die Reduzierung der Kühe auf Milch- und Fleischlieferanten.

Große Erwartungen sollte Aufhauser nicht hegen. Den Produzenten um Nietmann schwebt "ein lustiger, überzeichneter Film" vor, in dem sich die Kuh schon mal in einen Hirschen verliebt. Wer wissen will, wie Yvonne wirklich lebt, muss ohnehin nicht ins Kino gehen: Auf der Internetseite des Gutes übertragen zwei Live-Webcams jede Sekunde ihres Daseins.

© SZ vom 12.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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