Alternative Energie:Zur Sonne, zur Freiheit

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Sonnenenergie statt Mais: Bauernpräsident Sonnleitner kämpft gegen den Verlust von Ackerland, auf seinem plant er einen Solarpark.

Christian Sebald

Bauernpräsident Gerd Sonnleitner ist immer gut für markige Worte. So prangert er bei jeder Gelegenheit den immensen Flächenverbrauch in Bayern an, wo Tag für Tag gut 16 Hektar Land mit neuen Siedlungen, Wohngebieten, Straßen und allen möglichen anderen Bauwerken zugepflastert werden. "Und da sind die vielen ökologischen Ausgleichsflächen nicht mitgezählt, die auch noch anfallen", fügt der Bauernpräsident gerne an. "Auch die gehen zumeist zu Lasten des Ackerlands von uns Bauern." Das dürfe nicht sein.

Gerd Sonnleitner hat für seinen Hof die Richtung vorgegeben. (Foto: Foto: dpa)

Ein Umdenken sei dringend geboten. Die Sicherung der land- und forstwirtschaftlichen Nutzflächen müsse Vorrang haben - für die Politik, aber auch für die Gesellschaft insgesamt. Mit seinem Credo ist Sonnleitner nicht alleine. Vor einem Jahr verabschiedeten die Kreisobmänner des Bauernverbands eine Resolution gegen den massiven Flächenverbrauch.

Was sein eigenes Ackerland anbelangt, nimmt es der Bauernpräsident aber nicht so genau. Im niederbayerischen Ruhstorf an der Rott bewirtschaftet Sonnleitner einen 100-Hektar-Hof. Und wie auf den fetten Ackerböden im Rottal üblich baut Sonnleitner sehr viel Mais an, aber auch Zuckerrüben und etwas Getreide. Nun will sich der Bauernpräsident von elf Hektar Ackerland trennen. Er will es an eine Ingenieurgesellschaft verpachten, die darauf einen Solarpark plant. Auf 8,4 Hektar Ackerland, das entspricht ungefähr zehn Fußballfeldern, so bestätigt der Ruhstorfer Bürgermeister Erwin Hallhuber (SPD), sollen gigantische Solarmodule aufgestellt werden. Ursprünglich sollte der Solarpark sogar 16 Hektar groß werden.

Gutes Geschäft

So ein Solarpark ist ein gewinnbringendes Geschäft - gerade in der aktuellen Agrarkrise, in der sich die Preise für Mais und Getreide gegenüber dem Vorjahr annähernd halbiert haben. Denn der Pachtzins für Solarflächen ist mehr als dreimal so hoch wie der für Ackerland. Dieser Pachtzins beträgt in der Gegend von Ruhstorf ungefähr 600 Euro je Hektar und Jahr. Für jeden Hektar Solarpark werden aber wenigstens 2000 Euro Pacht im Jahr bezahlt. Bei 20 Jahren Laufzeit des Vertrags plus einer Option auf zweimalige Verlängerung um jeweils fünf Jahre, wie sie in der Solarbranche üblich sind, kommt da eine stattliche Summe zusammen. Der Markt Ruhstorf hat das Genehmigungsverfahren für den Solarpark auf den Sonnleitner-Äckern bereits eingeleitet. Sollte es am Ende erfolgreich sein, wären aus elf Hektar fruchtbaren Rottaler Ackerlands ein "Sondergebiet Solarpark" geworden.

Doch das Projekt ist delikat - nicht nur wegen Sonnleitners ständigen Bekenntnissen zum Erhalt der Agrarflächen. Auch planungsrechtlich gibt es Bedenken. Denn so unbestritten der hohe Nutzen von Solarstrom für den Klimaschutz und die Umwelt ist, so einschneidend ist die Veränderung des Landschaftsbilds, das die großen Solarparks mit sich bringen. Vor allem, wenn sie - wie bei Sonnleitner - in bis jetzt völlig freier Landschaft aufgestellt werden sollen. Nach den Richtlinien der Obersten Baubehörde im Innenministerium sind Solarparks denn auch genehmigungsrechtlich nur dann unproblematisch, wenn sie in direktem Anschluss an eine Siedlung oder ein Gewerbegebiet errichtet werden.

Verschiedene Meinungen

Auch bei "Vorbelastungen" der Flächen sind sie möglich, etwa auf aufgelassenen Gewerbegebieten, vormaligen Truppenübungsplätzen oder in der Nähe von Windrädern. Das alles ist aber bei den Flächen des Bauernpräsidenten nicht der Fall. Im Gegenteil: "Das unverbaute Hügelland beim Sonnleitner-Hof ist das letzte naturnahe Naherholungsgebiet hier, der Blick hinüber nach Österreich ist einzigartig", schwärmt Günther Frank, Anwohner und Gründer einer Bürgerinitiative gegen das Projekt. "Wenn da jetzt der Solarpark hinkommt, wird das alles kaputt gemacht."

Ein anderer, der dem Solarpark auch nichts abgewinnen kann, ist Josef Hopper. Hopper ist nicht nur Dritter Bürgermeister von Ruhstorf. Hopper ist Landwirt und Ortsobmann des Bauernverbands. "Ich bin kein Gegner der Sonnenenergie", sagt er. "Aber wir haben so viele minderwertige Flächen, auf die das gut hinpasst." Und deshalb ärgert es Hopper sehr, wenn fruchtbares Ackerland zugebaut wird. Noch mehr ärgert Hopper freilich, dass es ausgerechnet sein Verbandspräsident ist, der so etwas tun will. "Denn gerade Sonnleitner betont doch immer, dass für uns Bauern die Lebensmittelproduktion an erster Stelle steht. Und da muss er ein Vorbild sein." Sonnleitner selbst war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

© SZ vom 20.3.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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