Alois Mannichl:Geschwächt - aber nicht geschlagen

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Alois Mannichl wird auch weiterhin gegen Rechte vorgehen. Eine mögliche Verbindung zu österreichischen Rechtsextremen hat sich nicht erhärtet.

Max Hägler, Passau

Langsam greift Alois Mannichl zum Handlauf der Treppe. Unsicher, Schritt für Schritt, kommt er die Stufen in die Eingangshalle des Passauer Klinikums hinunter, an der Seite seine Frau Anneliese, dahinter der behandelnde Arzt, seine Tochter und Personenschützer.

Alois Mannichl verlässt mit seiner Frau Anneliese das Krankenhaus. (Foto: Foto: Reuters)

Sechs Tage nach dem Mordanschlag hat er das Krankenbett verlassen und kehrt zurück nach Hause, dorthin, wo ihm am Samstag ein vermutlich rechtsextremer Attentäter eine elf Zentimeter lange Klinge knapp unterhalb des Herzens in den Bauch gerammt hatte.

Blass und schmal steht Mannichl in diesem Moment vor den Journalisten und dennoch ist seine mit Anstrengung hervorgebrachte Botschaft klar verständlich: "Wir werden im Kampf gegen Rechtsextremismus nicht nachlassen", sagt er leise, bezeichnet den Mordversuch als einen "feigen Anschlag". Und, kaum verständlich. "Ich werde weiterhin mein Leben führen."

Dieses Leben in dem zehn Kilometer entfernten Fürstenzell, in der Ringstraße, dort wo schon die wie eine Wagenburg angeordneten Reihenhäuser eigentlich Geborgenheit und Sicherheit vermitteln - und doch ein Neonazi anscheinend weitgehend unbemerkt seinen Anschlag auf den in der rechtsextremen Szene verhassten Polizeichef verüben konnte.

Bewusst gehe er nicht zum Hinterausgang heraus, sagt er an diesem Freitagvormittag. Zum einen, weil er sich bedanken wolle, bei den Repräsentanten des Staates und der Bevölkerung. Aber auch, weil er zeigen wolle, dass er sich "von diesem Rechtsextremismus" nicht einschüchtern lasse.

Dann versagt ihm beinahe die Stimme. Er greift nach der Hand seiner Frau. Von hinten legt ihm seine Tochter die Hand auf die Schulter. Tränen steigen ihm in die Augen, als er sich bei seiner Familie bedankt, ohne die er das nicht geschafft hätte.

Wie von der Einsatzleitung erbeten, lassen ihn die Journalisten nach seiner Erklärung ohne weitere Fragen zum bereitstehenden Audi gehen - und nach Hause fahren. Eine Disziplin, die man selten erlebt.

Vielleicht haben auch die Berichterstatter bei aller Distanz Respekt vor diesem Mann. Immer wieder hatte er sich persönlich gegen die zwei, drei Dutzend Neonazis im Passauer Raum eingesetzt, ihre Veranstaltungen scharf kontrolliert, Verbote konsequent durchgesetzt, Bedrohungen ertragen und sich zivilrechtlich gegen Verleumdungen im Internet zur Wehr gesetzt.

Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft ist Mannichl wohl deswegen ins Visier des Attentäters geraten. Wer es war, ist bisher weiter unklar. Gefahndet wird weiter nach einem 30 bis 40 Jahre alten kräftigen, glatzköpfigen Mann, hinter dessen linkem Ohr eine grüne Schlange tätowiert ist. Dieser Mann wurde am Samstag in dem niederbayerischen Ort gemeinsam mit der aus der Neonazi-Szene polizeibekannten Sabrina H. gesehen.

Der Einsatzleiter der Sonderkommission Fürstenzell, Anton Scherl, sagte der Süddeutschen Zeitung am Freitag, dass diese Beschreibungen aller Voraussicht nach im Laufe des Tages weiter verfeinert werden könnten.

Die Suche läuft dabei bundesweit und in den angrenzenden Staaten. Eine in den vergangenen Tagen spekulierte Verbindung zu österreichischen Rechtsextremen hat sich dabei indes nicht erhärtet. Am Donnerstag hatte der in die Ermittlungen eingebundene oberösterreichische Polizeidirektor Alois Lißl der Süddeutschen Zeitung bestätigt, dass der Täter aller Voraussicht nach nicht aus Österreich stamme.

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